Man hat ja immer Ärger mit dem Nachwuchs! Wenn sie klein sind macht es ja noch Spaß, sie tollen herum und man kann sich an ihrem Lachen erfreuen. Natürlich wird auch der eine oder andere Blödsinn gemacht, wer kennt das nicht? Jetzt versucht auch die Bundeswehr diese Lücke zu schließen und liebäugelt gierig nach den jungen und unerfahrenen. Bei Spiel und Spaß soll es heimlich geschehen. Sie werden gelockt mit süßem, verführerischen Erlebnissen, um dann dem Zauber zu erliegen! Geschichtlich hat es so etwas schon gegeben. Lagerfeuer, gemeinsam singen, Zelten, Abenteuerurlaub und kaum waren sie mündig, standen sie an der Front! Die NVA hatte dieses System sogar noch verfeinert und mit der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) hervorragend neue militärische Jünger herangezogen.
Was macht denn nun eigentlich die Bundeswehr? Legal, legitim, ethisch und moralisch vertretbar? Viele Fragen lassen sich in diesem Zusammenhang aufwerfen und entsprechend argumentieren. Gegründet wurde die „Truppe“ nach dem Zweiten Weltkrieg als Wehrpflichtarmee. Jeder junge Mann sollte seinen Teil zur Landesverteidigung ableisten und in einem Verteidigungsfall oder Hilfsmaßnahmen herangezogen werden. Die Einsätze bei der Sturmflut 1962, bei der Schneekatastrophe 1978/79, beim Oderbruch 1997 oder bei der Hochwasserkatastrophe der Elbe 2002 waren Meilensteine für den Einsatz von Soldaten im Inland. Jeder der eingesetzten Soldaten hat etwas für sein Heimatland getan und seine Pflicht erfüllt, egal welchen Ranges, welchen Verpflichtungsstatus (Wehrpflichtiger, freiwillig länger dienender Soldat (FWDL),Soldat auf Zeit (SaZ) oder Berufssoldat (BS)) er inne hatte. Große und vor allem gute Taten wurden vollbracht und der Lob für Engagement und Einsatzbereitschaft kann auch heute nicht oft und laut genug hervorgehoben werden.
Aber noch einmal zurück zum Thema! Jetzt, hier und heute geht es nicht mehr um all diese Dinge. Die Wehrpflicht gibt es dankender Weise seit dem verblichenen Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg nicht mehr. Sie wurde abgeschafft, um die Truppe kosteneffizienter, beweglicher, einsatzbereiter, professioneller und lukrativer zu machen. Wer hat den Witz des Gedankens erkannt? Der STERN schrieb am 18.Mai 2011 dazu:
Wie sein Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kalkuliert de Maizière mit 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten. Bei der Zielmarke für die freiwillig Wehrdienstleistenden ist er allerdings vorsichtiger und will sich schon mit 5000 zufrieden geben. Bei Interesse stehen aber 15.000 Plätze für den neuen Freiwilligendienst zur Verfügung. Mit dieser Größenordnung hatte Guttenberg geplant und damit wäre auch die vom Kabinett gesetzte Obergrenze von insgesamt 185.000 Soldaten erreicht.
Besonders stark wird das Ministerium eingedampft. Von den 3500 Mitarbeitern bleiben nur noch 2000 übrig. Der Generalinspekteur wird aufgewertet und erstmalig zum Vorgesetzten aller Soldaten, er bleibt aber der politischen Führung unterstellt. Er wird auch zum Chef der Inspekteure der Teilstreitkräfte, bei denen er sich in der Vergangenheit oft mühsam die Truppen für den Einsatz zusammenbetteln musste. Der Generalinspekteur erhält so annähernd die Bedeutung eines Generalstabschefs, ohne allerdings über den zugehörigen Generalstab zu verfügen. Das Gremium wurde bei der Bundeswehr wegen der Erfahrungen des Dritten Reiches nie eingerichtet. Für Auslandseinsätze sollen künftig 10.000 statt bisher 7000 Soldaten zur Verfügung stehen.
Und nun die alles umfassende Frage- Wie funktioniert dieses System? Auch Soldaten werden älter, man mag es kaum glauben und in bestimmten Verfahren scheiden Soldaten auf Zeit aus und Berufssoldaten erreichen das Pensionsalter. Woher also den Nachwuchs nehmen, zumal sich nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 der Markt in Deutschland wieder stabilisiert hat?
Auch will das Verteidigungsministerium in Deutschland lebende Ausländer für den Dienst an der Waffe gewinnen. Außerdem ist angedacht, stärker um Geringqualifizierte zu werben.
Also doch amerikanische Verhältnisse? Schulabbrecher und wie es so schön heißt, Geringqualifizierte sollen nun rekrutiert werden und das Problem mit dem Soldatenschwund anderweitig behoben werden. Quantität vor Qualität also, hauptsache Lücken werden geschlossen und die Quote wird erfüllt. Und wie bekommt man neue Jünger? Natürlich, über BRAVO & Co.
Neue Kanäle und vor allem Zielgruppen müssen erschlossen werden. Fernseh- und Radiowerbung zieht scheinbar keine großen Scharen an Bewerbern an und pubertierende Schüler, die zum einen noch nicht genau wissen in welche berufliche Richtung sie tendieren und unentschlossen sind, werden jetzt gezielt angesprochen. BRAVO und Bundeswehr, Pickel und Waffen! Es bleibt nur zu wünschen, dass es eine ehrliche und nachhaltige Aufklärung gibt, denn die „Nepper, Schlapper- Soldatenfänger“ der Nachwuchsgewinnung gern, dass der Himmel blau ist und täglich die Sonne scheint. Truppenalltag, Übungsplatzaufenthalte, Standortwechsel, Versetzungen, Lehrgänge und Auslandseinsätze sind nur ein Teil dessen, was die BRAVO- Lesergemeinschaft erwartet.
Hinweis zum Video: Die Bundeswehr hat kurz nach Veröffentlichung von Kritik an dieser Truppenwerbung das Video offline gestellt. Ich lasse es als Erinnerung daran dennoch so stehen, ich bitte daher um Nachsicht.