Wer hatte nicht schon eine Idee, ein Projekt, einen Masterplan, jedoch scheiterte es an der nötigen Finanzierung? In diesem Zusammenhang möchte ich meinen Fokus eher auf die journalistische Kreativität legen, denn in diesem Bereich gibt es genug Möglichkeiten, sich populistisch zu entfalten. Ein Buch, ein Bildband, eine Fotoreise, eine Recherchereise, ein dringend benötigtes Zugticket- die Gründe sind vielfältig und verschieden. Dieser Frage sind schon vor einiger Zeit kluge Köpfe nachgegangen und haben sich mit der Idee des Crowfunding auseinandergesetzt. Inzwischen gibt es Portale wie: leetschi, companisto, startnext, seedmatch, inkubato, kickstarter oder aber auch krautreporter. Zwei meiner eigenen Projekte habe ich auf unterschiedlichen Portalen mit Erfolg abgeschlossen und der Weg dorthin soll kein Geheimnis bleiben oder sein, sondern all diejenigen motivieren, die vor ähnlichen Fragen oder Problemen standen, wie ich. Eine prinzipielle Anleitung dafür, ein Projekt zum Erfolg zu verhelfen, gibt es eigentlich nicht. Viele verschiedene Faktoren sind dabei wichtig und sollten prinzipiell vor Beginn überdacht werden. Dieser Beitrag soll euch dabei unterstützen und auch ein Stück weit Basis sein, euer Projekt weiter zu durchdenken, zu planen und es mit Sukzess zu beenden.
Am Anfang steht die Idee und die Wahl der Qual
Um was geht es eigentlich? Was ist das besondere an meiner Idee? Wir können jetzt noch viele Punkte mehr aufführen, aber es geht zu allererst um die Idee, denn sie bildet die Basis für die Wahl meines Portals. Sollten wir und ausschließlich für ein journalistisches Projekt entschieden haben, als Beispiel eine Recherchereise, dann empfehle ich als Portal die deutsche Redaktion von Krautreporter. Sollte es sich vielleicht um ein kulturelles Thema im Bereich Musik, Theater, Kunst handeln, wäre in diesem Fall startnext keine falsche Entscheidung. Aber bevor jetzt die Wahl getroffen wird, schaut euch zuerst die unterschiedlichen Plattformen und ganz wichtig, die Inhalte an. Ihr müsst eure Zielgruppe erreichen und diese Analyse muss schon mit der Idee verbunden werden.
Erste Schritte
Jedes der unterschiedlichen Portale bietet selbstverständlich auch einen Leitfaden an, wie man dort individuell sein Projekt vorstellt. Bei Startnext und Krautreporter funktioniert es ähnlich. Wichtig ist hier, sich selbst und natürlich die Idee in Form eines Videos vorzustellen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, je aussagekräftiger und persönlicher, umso besser. Maßstäbe an der Qualität verstehen sich hierbei aber von selbst und ein selbstgedrehtes Handy- Video wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zielführend. Je nach Plattform ist es möglich, das Video bei Vimeo, oder bei Youtube online zu stellen, dort sind dann nur die entsprechenden AGBs zu beachten. Tipp von mir: Eine gute Bild- und Tonqualität zeigt euer Know How und die eigenen Möglichkeiten.
Der Text
Es ist natürlich selbstredend, dass Content wie in jeder Tageszeitung, jedem Magazin, der TV- oder Radiosendung den Rezipienten von euch und eurer Idee überzeugen soll. Strukturiert euch in diesem Fall.
- Wer bin ich? Warum bin ich der/ die Auserwählte? Was hat mich dazu bewegt? Neben dem Video auch noch einmal in kurzen Sätzen eine Selbstbeschreibung und die des Projektes.
- Die Projektbeschreibung. Um was geht es? Was ist das Besondere und/ oder Außergewöhnliche daran?
- Die Umsetzung. Wie stelle ich mir den Weg zum Ziel vor? Welche Möglichkeiten habe ich und was gibt es dabei vllt. besonderes?
- Akteure. Vielleicht habt ihr es dann auch schon in eurem Video getan, aber wer unterstützt euch evtl. dabei? Hier möchte ich aus eigener Erfahrung aber daraufhin weisen, dass es absolut legitim ist, sich das Recht vorzubehalten, ggf. Stringer und Fixer nicht namentlich zu nennen. Hier gilt der Grundsatz, dass der Schutz der Personen immer zu gewährleisten ist!
- Veröffentlichung/ Publikation. Oft ist nicht klar, wo, wie und in welchem Umfang veröffentlicht werden kann oder wird. Vor allem als frei arbeitende(r) Journalist(in) ist es nicht immer absehbar, ob es im Anschluss der Recherche auch einen „großen“ Abnehmer oder Interessenten gibt. Aber dennoch sollten ein oder mehrere Kontakte vorhanden sein, denn eine Reise auf „blauen Dunst“ macht eine anschließende Vermarktung nicht gerade leicht. (Stichwort: Marktanalyse)
Die Umsetzung
Beschreibt auf jeden Fall in knappen Worten euren Plan. Wie wollte oder gedenkt ihr, euer Projekt umzusetzen? Bei mir ist es zum Beispiel der Flug, der planbar von Hamburg aus in den Nahen Osten funktioniert. Wo werdet ihr wohnen, während eurer Recherche? Günstig bei Freunden, Kontakten, oder in welchem Hotel? Seid ihr schon einmal vor Ort gewesen, also verfügt ihr über Ortskenntnisse? Es müssen auf keinen Fall alle Details beschrieben werden, aber macht euch bewusst, dass die Personen, die euch ihr Geld spenden möchten, auch gern wissen wollen, wem sie es spenden. Seid also transparent, gebt immer mal ein Update von der Planung und dem Recherchefortschritt. Außerdem ist es auch interessant, wenn man im Vorfeld schon ein paar klar kalkulierbare Zahlen lesen kann. Was kostet der Flug, das Hotel etc.? In meinem Fall kann ich grundsätzlich sagen, dass der Flug von Hamburg – Beirut – Hamburg je nach Saison zwischen 310 und 400 Euro kostet. Hotels, ebenfalls abhängig von der Saison in relativ zentraler Lage zwischen 50 kostet und nach oben offen ist. „Public transport“ zwischen 1.500 und 2.000 LL kostet. Die Fahrt vom Flughafen in die Stadt zwischen 20 und 35 US$ kostet. Ebenso muss man für die Buchung eines Fahrers pro Tag zwischen 150 und 300 US$ berechnen. Sollte es eure erste Reise in diese Region sein, so scheut euch bitte nicht und seid ehrlich. Sagt, dass ihr es nicht genau wisst, niemand wird es euch übel nehmen und ggf. findet sich sogar jemand, der ortskundig ist und euch Hinweise und Tipps gibt.
Das Dankeschön
Das Dankeschön ist grundsätzlich das Prinzip des Crowdfunding. Eine gewisse Gegenleistung zum dem gespendeten Wert kann absolut frei und individuell gestaltet werden. Es ist auch je nach Portal unterschiedlich wählbar. Hier gibt es keine Musterlösung, denn je nach Zielgruppe und Projekt muss man sich auch Gedanken über das Dankeschön machen. Aus meiner eigenen Erfahrung, die Spendensummen zwischen 15 und 50 Euro sind am wesentlichsten.
Die Summe
Welche Summe soll ich wählen, was benötige ich und was kann ich aus eigener Kraft für mein Projekt, meine Idee leisten? Auch diese Frage kann man nicht pauschal beantworten! Bei meinen Projekten habe ich mich bisher immer zu der 1/3 – 2/3 Finanzierung entschieden. Also 1/3 leiste ich selbst und benötige für die Umsetzung 2/3 an Spenden. Bleibt bei den ersten Projekten realistisch, recherchiert im Vorfeld die Kosten und kalkuliert. Ich kann inzwischen schon genau sagen, wie viel Kosten mich erwarten pro Woche. Projekte sollten langfristig geplant werden und auch wenn es bitter klingt, Eigenkapital sollte immer offen vorhanden und auch eingeplant werden.
Die Community
Wer spendet eigentlich für mich und meine Idee? Gute Frage! Aber hier kommt natürlich nicht zuletzt das eigene soziale Netzwerk zum tragen. Twitter, Facebook, Xing und LinkedIn sind dafür nicht unerheblich für den Erfolg verantwortlich. Macht auf euch und euer Projekt aufmerksam, beschreibt es ihr werdet sehen, wer aus eurer eigenen Community bereit ist, dafür zu spenden. Aber habt bitte keine große Erwartungshaltung, denn grundsätzlich gilt die Frage: Warum sollte ich mein Geld für Dich ausgeben? Steht allen für alle Fragen zur Verfügung und rechnet auch damit, erfolglos aus dem Crowdfunding zu gehen. Wenn es dann so war, analysiert und geht es erneut an!
Im Journalismus ist es derzeit die einzige Möglichkeit, freien und unabhängigen Journalismus erfolgreich zu kommunizieren, zu veröffentlichen. Große Redaktionen stehen zunehmend vor der Entscheidung, wirtschaftliche Einschnitte durchzusetzen und das nicht zuletzt zu Lasten der freien Redakteure und Journalisten. Nischen und Spezialisten sind daher gefragt und je spezieller, umso erfolgreicher kann euer Thema sein. Jetzt gilt es: Daumen drücken und Ideen, Erfolge, Erfahrungen und Fragen können und sollen hier sehr gern zur Diskussion anstehen. Und aus meiner Sicht gilt: Wir sind keine Konkurrenten, denn niemand arbeitet am selben Thema! Gemeinsam Netzwerke schaffen, Kommunikation und Transparenz sind der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg! (eh)