Die afghanische Regierung und die NATO nennt sie „Bürgerwehr“ oder „Lokalpolizei“. In der Provinz Kunduz werden Bürger von amerikanischen Soldaten zur Unterstützung der hiesigen Polizei ausgebildet. Ein Schuldeingeständnis für die fehlende Sicherheit? Wer wird dort überhaupt zum Hilfssheriff ernannt? „ALP“ heißt es offiziell- „Afghan Local Police“ soll die Taliban aus den Dörfern fern halten. Sie allein wären durch ihre örtlichen Kenntnisse in der Lage realen Schutz zu bieten.
Taliban, Drogenanbau, Korruption und „ALP“ sind Indizien für die Unfähigkeit der eingesetzten Regierung, die fernab und sicher in Kabul sitzt.Die FAZ schrieb dazu am 06.Mai 2011, geplant seien 10.000 Lokalpolizisten, es sei sogar von einer Verdreifachung der Kräfte gesprochen worden. Es ist bekannt, dass sich diese Milizen sehr schnell regional etablieren und dann zu einem Kräftepotential anwachsen, welches dann nicht mehr zu kontrollieren sei.
Kritische Stimmen verhallen anscheinend, obwohl sich unter der „Führung“ der „ALP“ auch ehemalige Angehörige der Taliban befinden.Interessant ist ebenfalls, dass dieser „Sicherheitsdienst“ in der Provinz Kunduz den Bau einer Schule überwacht, der aus deutscher Entwicklungshilfe finanziert wird. Ich erinnere mich an den Einsatz der Bundeswehr, bei der diese ordinär für diese Projekte eingesetzt wurde. Wird jetzt an dieser Stelle deutlich, wie unfähig die deutsche „Schutztruppe“ in dieser Region ist? Wird hier klar, dass die Bundeswehr der eigentlichen Aufgabe nicht mehr gewachsen ist?
Eine weitere, vor allem öffentliche Bewaffnung der Bevölkerung gleicht der Rekrutierung der Mudschaheddin im Kampf gegen die ehemalige Sowjetunion. Heute sind viele ehemalige Mudschaheddin glühende Anhänger der Taliban, auch der getötete Osama bin-Laden gehörte dazu. Warum wird dann ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem der afghanische Geheimdienst insgeheim beteiligt sein soll. Dabei wird befürchtet, dass eine bestimmte politische Gesinnung bei den Bewerbern erwünscht sei. An dieser Stelle sei wieder einmal Helmut Schmidt zitiert, der 2008 sagte: „Nur ein Feldherr war in der Geschichte Afghanistans so klug und erkannte, dass es ein Fehler wäre dieses Land unterwerfen zu wollen“. (eh)