N24 veröffentlichte am 29.06.2012 einen Artikel zum Thema Bundeswehr. Nach ihren und Angaben der „Bild“ stammt jeder dritte getötete Soldat entweder aus den neuen Bundesländern, oder kamen als Aussiedler aus den Osteuropäischen Ländern. Nun wird von gerechter Verteilung gesprochen und in meinen Ohren klingt das schon mehr als makaber. Es gibt dafür mehrere Gründe, weshalb der Anteil der verunglückten oder getöteten Soldaten nicht proportional zueinander passen.
Damit stamme jeder dritte getötete Soldat aus den neuen Bundesländern, dabei liegt der Anteil der Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung nur bei etwa 20 Prozent.
Zum einen beginnt sich das Karussel schon in den Kreiswehrersatzämtern bei der Rekrutierung zu drehen. Woher stammen denn die Bewerber, die sich inzwischen immer zahlreicher zum Dienst an der Waffe bewerben? Entgegen der willensstarken Aussage des ehemaligen Verteidigungsministers zu Guttenberg, kommen viele aus sozial schwachen Familien, die dann auch noch in wirtschaftlich schwächeren Regionen wohnen. Die Bundeswehr wirbt ja auch nicht aus Langeweile mit dem Slogan, dass der Dienst mit einem sicheren und guten Gehalt in Verbindung steht. Gute Karrierechancen, eine berufliche Ausbildung, oder ein bezahltes Universitätsstudium kommen noch zu den Versprechungen hinzu. Jetzt geht es nach der Musterung an die Einplanung und Verteilung auf offene Dienstposten. Diese sollten, um das auch nicht unerwähnt zu lassen, nach Eignung und Befähigung geschehen. Jedoch sieht auch hier die Realität vollkommen anders aus. Kompaniechefs haben den Anspruch und den Wunsch, Personal nach diesen Kriterien einsetzen zu können, müssen aber zum großen Teil auf Personal zurück greifen, welches in der Grundausbildung grob sortiert wurde.
Und nun kommen wir zu dem ebenso nicht ganz unwesentlichen Teil, weshalb die Statistik bei den getöteten Soldaten nicht stimmt. Bei den ersten Auslandseinsätzen der Bundeswehr in den 90er Jahren auf dem Balkan betrug die Einsatzdauer noch sechs bis neun Monate. Aus Kostengründen wurde dieses Modell nach einigen Jahren verworfen, denn hier standen allen Soldaten Urlaubs-/ Heimreiseflüge zu, ebenso sollte eine personelle Belastung im Einsatzland minimiert werden. Mit dem ISAF- Einsatz in Afghanistan wurde das Modell von 4,5 Monaten geschaffen. Ziel der Umsetzung war es u.a., eine geringere Einsatzdauer vor Ort zu schaffen und um vor allem eine verbesserte Zirkulation innerhalb der Bataillone und Regimenter in den Wehrbereichen zu ermöglichen. Also im theoretischen Ergebnis eine Verbesserung für den Soldaten und dessen Familie.
Schaut man sich das lediglich von außen an, wird der Fehler im Detail nicht entdeckt. Einsatzerfahrene Soldaten oder Einsatzjunkies wissen, wovon ich spreche, denn „man kennt sich im Einsatz“- die wenigen Spezialisten, wie bei EOD, Feldnachrichtendienst etc. müssen entweder mit längeren Standzeiten im Einsatz, oder der immer wieder kehrenden Einsatzbelastung rechnen. Außerdem sind vor allem und den infantristischen Komponenten immer häufiger Soldaten aus den osteuropäischen Ländern anzutreffen, gemischt mit Kameraden aus den neuen Bundesländern.
Wo soll jetzt neu angesetzt und „Gerechtigkeit“ geschaffen werden? Dieses Thema wird sicherlich für ein paar Wochen auf der Agenda im Ministerium und/ oder dem Einsatzführungskommando stehen, aber mit dem geplanten Abzug der Truppen aus Afghanistan werden die Stimmen schnell wieder leise werden, die eine Veränderung gefordert haben. Einzig und allein ein NEIN des Soldaten bei der Abfrage zum Auslandseinsatz wäre ein Schutz vor der dauernden Belastung im Einsatz. Die Verlockung, in kurzer Zeit viel Geld zu bekommen, steht in Konkurrenz zur Entscheidung auf einen erneuten Aufenthalt im Einsatzland. Eine Problematik, die transparenter und öffentlicher diskutiert werden muss, um nicht nur den Soldaten, sondern auch die Familie und Angehörigen zu schützen. (eh)