Ich zerbreche mir nun schon seit Tagen den Kopf, wie ich es in Zukunft vermeiden kann, nicht auch wie Jakob Augstein, der Verleger der Wochenzeitung „Der Freitag“, auf der Liste der zehn größten Antisemiten zu gelangen. Was darf man denn nun sagen und was nicht? Was ist noch Journalismus, umhüllt von Meinungs- und Pressefreiheit und was ist Volksverhetzung oder Antisemitismus?
Dazu gibt es ganz klare und eindeutige Ansichten in der Rechtsprechung. Auszug aus dem §130 Strafgesetzbuch (StGB):
1.) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
- gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
- die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,
wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. […]
Bei Jakob Augstein geht es allerdings nicht um „Volksverhetzung“, ihm wird vom Simon Wiesenthal Zentrum „Antisemitismus“ vorgeworfen. Das Fremdwörterbuch des Duden definiert diesen Begriff wie folgt:
Abneigung oder Feindschaft gegenüber den Juden, oder als politische Bewegung mit ausgeprägten judenfeindlichen Tendenzen.
Ein Stück weiter, aber noch kein Stück schlauer! Ich erinnere mich, dass wir im Konfirmandenunterricht oft und viel über die verschiedenen Religionen gesprochen haben. Dabei ist ganz offen und direkt über „Juden“, „Moslems“ und natürlich auch über die „Protestanten“ und „Katholiken“ gesprochen worden. Für mich seither ganz normale Begriffe bzw. Synonyme für die unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Natürlich kann man die auch noch um einiges erweitern, dessen bin ich mir bewusst.
Ich möchte nun endlich wissen, was korrekt ist und was nach Ansicht des Simon Wiesenthal- Zentrums falsch ist. Was darf ich schreiben und ab wann werde ich geteert, gesteinigt und öffentlich vorgeführt? Bleiben wir daher bei den „Juden“. Ich weiß, auf Grund unserer geschichtlichen Vergangenheit wird dieses Wort meist aus Angst oder Scham nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen. Aber warum?? Das Volk der Juden wird zum ersten Mal im Buch Mose, im Alten Testament erwähnt. In ihm kommen Erzählungen von Sodom und Gomorra oder Noah und der Sintflut vor, aber auch die der jüdischen Erzählung, denn Mose tritt als Wegbereiter der jüdischen Tradition auf.
Es geht also um etwas sehr altes, mit Traditionen und einem tiefen Glauben. Spricht man also von einem „Juden“, dann bezeichnet man damit einen Menschen, der diesem Glauben entspricht, oder der von einer jüdischen Mutter geboren wurde. Natürlich zählen auch die Menschen dazu, die zum jüdischen Glauben konvertiert sind, gleich dem muslimischen Glauben.
Jetzt rundet sich mir das Bild ab, was ich unter Antisemitismus zu verstehen habe. Ein Licht geht mir dabei auf, denn wenn ich somit, wie Jakob Augstein auch, lediglich offen, direkt und kritisch über die politischen Belange des Staates Israel berichte, bin ich kein Antisemit. Mich beruhigt das, denn eine friedliche Koexistenz kann nur sein Fundament in der Gleichberechtigung des Glaubens finden! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich in naher Zukunft in der political correctness Veränderungen, vor allem in Bezug auf Israel ergeben werden. Kritik darf niemals dazu führen, dass Menschen, die dafür einstehen, inhaftiert, gefoltert oder öffentlich bloßgestellt werden. Der Journalist, der denen, die nicht vor Ort sein können, sein Auge und Ohr leiht, damit Ereignisse Grenzen überschreiten können, muss uneingeschränkt das Recht besitzen, offen, ehrlich und kritisch sein zu dürfen. Die Gleichschaltung der Meinung eines Einzelnen und einer Regierung ist nach meiner Auffassung Zensur.
Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation Simon-Wiesenthal-Zentrum äußert sich Augstein gegenüber:
„Nur weil er ein Journalist ist, geben wir Herrn Augstein keinen Freibrief, zu sagen, was er will und sich dann hinter journalistischer Integrität zu verstecken. Seine Aussage hat keine Richtigkeit, es gibt keine Basis dafür“ (Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles).