Die Pro7 „Komödie“– „Wilkommen im Krieg“ rief mehr Kritik und Emotionen hervor, als sich die Macher des Filmes vor der Ausstrahlung wohl erhofft hatten. Ich habe schon kurz nach der Sendung des Filmes am 09. April 2012 davon geschrieben, dass das deutsche Publikum, insbesondere die Soldaten, ein sehr sensibles Publikum sind. Wir leben in Europa, in Deutschland und stehen in einem anderen Verhältnis zu den Geschehnissen wie es zum Beispiel amerikanische Soldaten tun.
Der Sohn des bekannten deutschen Schauspielers Uwe Ochsenknecht, Wilson Gonzales, spielte in diesem wohl eher infantilen Film eine Rolle und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. Inzwischen ermittelt laut Bild die Staatsanwaltschaft gegen die Soldaten, die sich auf der Social Media- Plattform Facebook gegen den Schauspieler gewandt haben. Mit Äußerungen wie:
„Ich bin Fallschirmjäger. Vor genau zwei Jahren verloren wir an Ostern in Afghanistan drei Männer. Und du … findest es richtig, sich über den Einsatz da unten lustig zu machen? (…) Sei ein Mann und komm mich doch im Fallschirmjägerbataillon 261 besuchen. Ich bring Dich um, Du Tunte!“ …
Im weiteren Verlauf gibt der Focus nichts weiter dazu bekannt, nennt lediglich die schon bekannte Verfahrensweise der Disziplinarvorgesetzten– Aufklären, Mangel abstellen und Konsequenzen ziehen! Aber sollte man nicht genau an dieser Stelle kur inne halten und sich fragen, woher diese unsagbar emotionalen Handlungen stammen? Ich kann nur zu gut nachfühlen, wie sich ein Soldat in genau so einer Situation fühlt und was er denkt, ich kenne die Gespräche der Kameraden untereinander und versuche diese Reaktion zu analysieren.
Eines ist ganz gewiss nicht der Fall, dass es sich hierbei um Soldaten handelt, die geschichtliche Hintergründe in Betracht ziehen, oder aus einer Bierlaune heraus derartiges geschrieben haben. Vor allem die Fallschirmjäger haben seit 2008 Kameraden im Kampf in Afghanistan verloren, in einem Land, in dem wir nach meiner eigenen Erfahrung nichts erreicht haben. Die heutigen Meldungen beweisen meine Haltung wieder. Warum also musste eine Fernsehproduktion entstehen, die das Erlebte der Soldaten in eine derartig lächerliche Posse zog? In Mazar-e-Sharif, im Feldlager Marmal ist eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten errichtet worden und jeder, der dort einmal stand, den heißen Wind spürte und daran dachte, was diese jungen Männer erlitten haben, wird sich von dem Film abwenden und Kritik üben.
Der junge Schauspieler Ochsenknecht dachte sicherlich an andere Dinge, als an genau diese schrecklichen Erlebnisse. Die Dinge sind nun einmal geschehen und verlangen nach Aufklärung, aber vielleicht gibt es eine Gelegenheit, um noch einmal öffentlich darüber zu sprechen. Die Kurzschlussreaktion des Soldaten sollte also nicht pauschalisiert zum Anlass genommen werden, um einen Soldaten in Trauer zu verurteilen. Ein offenes Gespräch wäre dabei sicherlich ein guter Ansatz, um beiden Seiten Gehör zu verschaffen. (eh)