Kommentar- Tsunami, Jahrhunderterdbeben, Atom-Katastrophe, Revolutionen, Atomausstieg JA-Nein, Familienmord im Westjordanland. Die Meldungen überschlagen sich täglich und zurecht werden von vielen Bürgern Informationen ausgeblendet, denn all diese Dinge beinhalten nichts positives. Überall geht es um Verluste, ob politisch, gesellschaftlich oder zwischenmenschlich. Aber es gibt doch etwas positives, insofern man es noch so nennen kann, bei allem Schrecken.
Fangen wir in Japan an. Dieses Land und deren Bevölkerung hat eine Katastrophe in einer unbeschreiblichen Dimension erlebt. Menschen sind vielerorts ohne Heim und Obdach, haben Angehörige verloren und kämpfen inzwischen gegen einen Super- Gau der Atomenergieanlagen an. Es gibt kaum noch Infrastruktur, die Wasser- und Stromversorgung wurde entweder ganz ausgesetzt oder stark eingeschränkt. Allerdings ist Japans Bevölkerung durch alte Traditionen für ein hohes Maß an Disziplin und Aufopferung bekannt. Sie fügen sich dem Schicksal und stehen baharrlich Schlange, um sich zum Beispiel mit Strahlenmessgeräten auf eine eventuelle atomare Verseuchung untersuchen zu lassen. Bekannt wurde das in den vergangenen Tagen durch ein Bild, auf dem ein kleiner Junge mit erhobenen Händen zu sehen war. Er wurde mit einem dieser Messgeräte auf erhöhte Strahlenwerte untersucht. Es gibt ebenso keine Meldungen darüber, dass es zu Ausschreitungen oder Plünderungen kam, wie es nach dem Hurrikan „Kathrina“ 2005 in New Orleans (USA) geschah. Positiv, bei allem schrecklichen.
In Deutschland wurde zudem ein Erfolg der Atomkraft- Gegner erzielt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab am 15.März 2011 bekannt, drei Atomkraftwerke in Kürze abschalten zu lassen und den Kurs der Atomenergie neu zu überdenken. Die derzeitige Lage in Japan ist Anlass genug, um die Energiegewinnung durch deutsche Atomkraftwerke und deren Sicherheit zu überprüfen. Und auch hier kann zurecht gefragt werden, ob erst Katastrophen dazu führen müssen, um einen politischen Richtungswechsel herbeizuführen. Halten wir daran fest und schauen in die Zukunft. Nun müssen die Brückentechnologien früher umgesetzt werden als es den Energiebetreibern recht war. Europa steht vor einem Wandel bei der Energiegewinnung, also auch etwas gutes, trotz der schrecklichen Ereignisse.
In Nordafrika gehen unterdessen die Revolutionskämpfe weiter. Was noch vor wenigen Monaten friedlich begann, wird inzwischen, vor allem in Libyen mit Waffengewalt weiter fortgeführt. Berechtigt ist an dieser Stelle die Frage nach dem positiven Ereignis. Der Tod und der Kampf mit Waffen kann nichts positives beinhalten. Aber wer führt den Kampf? Freiwillige, Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen als unter würdigen und demokratischen Strukturen leben zu dürfen. Sie beteiligen sich und gehen das Risiko ein, getötet oder schwer verwundet zu werden. Auch das ist für uns in Europa nicht vorstellbar und nicht nur gedankliche Unterstützung wäre hier in dieser Situation angebracht.
Unerfreulich sind jedoch die Vorfälle im Westjordanland, die nicht zu einem dauerhaften Frieden führen werden. Eine fünfköpfige, jüdische Siedlerfamilie wurde in der Nacht des 13.März 2011 durch Messerstiche getötet. Israels Bevölkerung sinnt nach Rache, fordert sogar den Rücktritt des Verteidigungsministers Ehud Barak, dem Versäumnisse in der Sicherheit der jüdischen Siedlungen vorgeworfen werden. Bomben sollen folgen, forderten radikale Siedler. Angesichts des Mordes durch einen vermutlich radikalen Palästinenser, wurden alle bisher angestrebten Friedensverhandlungen zunichte gemacht. Israels Regierung ist jedoch dafür bekannt, objektive Berichterstattungen durch ausländische Journalisten einzuschränken. Zu wünschen bleibt also hier Besonnenheit und Disziplin. Eine jüdische Siedlerin forderte die Regierung auf, dass ganze Dorf, aus dem der vermutliche Attentäter stammt, zu zerstören. Frieden ist ein schützenswertes Gut, um so unverständlicher klingen die Worte dieser aufgebrachten Frau. Gleiches kann nicht mit gleichem vergolten werden, die Eskalationsspirale scheint erneut in Gang gesetzt worden zu sein. (eh)