Einige meiner Leser haben sicherlich auch meinen vergangenen Videobeitrag vom 04. März 2012 aus Beirut gesehen, in dem ich von Sheik Ahmed al-Asir spreche. Im Off- Text erwähnte ich die Salafisten, wobei mir zunächst nicht ganz bewusst war, dass einige unter euch nicht direkt etwas mit dem Wort anfangen können. Daher möchte ich etwas ausführlicher zu diesem Thema Stellung nehmen und einige Erklärungen dazu leisten. Grundsätzlich sollte ich vorweg erwähnen, dass ich mich im Zuge meiner Recherchen und Auslandsaufenthalte immer wieder mit unterschiedlichsten Vertretern des Islam auseinandergesetzt habe. Zu stark sind seit den vergangenen Jahrzehnte die Strömungen innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaft und daher gibt es immer wieder Verschiebungen, was die inhaltlichen Interessenvertretungen betrifft.
Generell gelten die Salafisten als die Radikalen unter den islamischen Glaubensbrüdern. Ihre, für uns sehr radikale Haltung, rührt noch aus den Anfängen des Islam. Sie verstehen sich als die weltlichen Vertreter des Islam und verteufeln die Sitten der Ungläubigen und der ungläubigen/ unfrommen Muslime. Ganz unterschiedliche Gruppen bezeichnen sich heute als salafistisch, darunter auch al-Qaida-nahe Terroristen, bzw. Formen mit terroristischen Tendenzen. Ihr Wirkungs- oder Glaubensgebiet ist nicht auf ein Land oder Region bezogen, sie lassen sich neben dem Libanon auch in Ägypten, Tunesien und anderen Nord- und Zentralafrikanischen Ländern wie dem Tschad. Das arabische Wort «Salaf» steht für Ahnen und Vorfahren. Viele Salafisten tragen daher auch lange Bärte und weite Gewänder und Frauen, die kein Kopftuch tragen, begehen nach Überzeugung von Salafisten eine schwere Sünde. Viele der Anhänger fordern unter Berufung auf den „Ur-Islam“ die Wiederherstellung einer „islamischen Ordnung“ und sehen diese als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform.
Sheik Ahmed al- Assir ist zum Beispiel einer der neuen salafistischen Führer im Libanon. Auf dem Bild ist er aktuell bei einer Kundgebung vom 04. März 2012 in Beirut zu sehen. Er selbst wird kritisch gesehen und steht neben der syrientreuen Hisbollah im Süden des Libanon. Neben den politischen Interessen der Salafisten sind die Inhalte des Koran von wesentlichem Interesse.
Aus aktuellem Anlass sei an dieser Stelle erwähnt, dass der in Toulouse von der Polizei getötete Attentäter Mohamed Merah offensichtlich zu den Salafisten gezählt wird. Und im Verfassungsschutzbericht 2010 steht dazu folgendes:
„Salafisten geben vor, ihre relegiöse Praxis und Lebensführung ausschließlich an den Prinzipien des Koran, dem Propheten Muhammad und den vermeintlichen Vorstellungen der ersten Muslime und der islamischen Frühzeit auszurichten. Die Mehrzahl der salafistischen Einrichtungen erzielen ihre Breitenwirkung in Deutschland insbesondere über das Internet und eigens entwickelte Propagandaaktivitäten, die vor allem auf junge Muslime Anziehungskraft ausüben und radikalisierend wirken. Kooperationen zwischen salafistischen Einrichtungen und salafistischen Predigern sind hierbei keine Ausnahme. (vgl. Kap. II.Nr.4) Aus verschiedenen salafistisch inspirierten Szenen sind in Deutschland Personenkreise hervorgegangen, die sich dem „globalen Jihad“ angeschlossen haben und zu diesem Zweck in Richtung Afghanistan/ Pakistan ausgereist sind. In diesem Zusammenhang sind u.a. die Mitglieder der sogenannten Sauerland- Gruppe […] zu nennen.“
Abschließend kann man feststellen, dass es sich bei den Salafisten um eine Form des Islam handelt, bei dem der Koran Grundlage des Handelns ist. Sie wollen im Glauben zu ihren Wurzeln zurück kehren und nach der grundsätzlichen Lehre leben. Ihr radikales Verhalten basiert auf der Lehre des Koran und sie stehen daher vor allem in den Staaten der europäischen Gemeinschaft unter Beobachtung. (eh)
Download: Verfassungsschutzbericht 2010