Afghanistan- 2011. Amerika verspricht einen Truppenabbau am Hindukusch und nennt dabei eine Truppenstärke von 30.000 Soldaten, die wieder in die Heimat zurück dürfen. Derzeit hat die USA eine Stärke von ungefähr 100.000 Mann in Afghanistan stationiert, zahlenmäßig über die Hälfte der gesamten Bundeswehr. Bis jetzt klingt sowohl das Engagement, als auch die Planung des Rückzugs wohlwollend. Rechnet man sich dabei aber einmal die Verschiebungen der amerikanischen Soldaten aus dem Irak nach Afghanistan vor, so wird man feststellen, dass am Ende die Truppenstärke nahezu gleich bleiben wird. Aber auch die Bundesregierung scheint sich in den vergangenen Wochen nicht ganz einig zu sein. Abgesehen von der Atompolitik ist die Verteidigungs- und Außenpolitik dieser Tage nicht unwesentlich spannender.
Noch im vergangenen Jahr schallte es aus den Lautsprechern des „Guido-Mobil“- Truppenabzug aus Afghanistan ab Ende 2011. Der geschiedene Verteidigungsminister versuchte dann noch halbherzig das Ruder herumzureißen und sagte, ein Abzug wäre erst nach Prüfung der Lage in Afghanistan möglich sein. Nun wird jedem klar werden, der Zeitpunkt eines Truppenabzuges ist definitiv ungewiss. In Anbetracht der ständigen Übergriffe und auch toten deutschen Soldaten kann also nur der geheime Wunsch gehegt werden, aber die Realität sieht anders aus. Verteidigungsminister Thomas de Maiziére gab am 29.Juni 2011 in der Süddeutschen Zeitung ein umfassendes Interview. Gewollt oder ungewollt spricht er von einem derzeitigen Truppenengagement in Auslandseinsätzen ( ISAF; EU-Battle Group; Enduring Freedom; ORF- Balkan und Beobachter in Georgien und im Sudan) von 7.000 Soldaten.
Dieses Engagement soll in Zukunft auf 10.000 Soldaten erhöht werden, um eine stärkere Bereitschaft in der Völkergemeinschaft erkennen zu lassen. Sind das Auswirkungen auf die zurückhaltende Äußerung zum Einsatz in Nordafrika? Mutmaßlich, denn weder der Verteidigungsminister, noch der Außenminister äußern sich gezielt dazu.
Es wird dann eher davon gesprochen, dass das transatlantische Bündnis gestärkt werden soll. Wobei die Unterstützung mit Munition und logistischen Mitteln, wie der Nutzung von Luftwaffenstützpunkten in Deutschland, zum „bewährten Bündnisalltag“ gehören. In puncto Afghanistan wird hingegen von einer Doppelstrategie gesprochen, was auch immer im Detail damit gemeint ist. Gespräche mit Führern der Taliban seitens der Amerikaner drohen langfristig zu scheitern und eine Übergabe der sicherheitspolitischen Verantwortung an die Afghanen drohen ebenso erfolglos zu sein.
Jüngstes Beispiel dafür ist der Anschlag auf das Kabuler Luxushotel „Intercontinental“ am 29.Juni 2011. Dort wurde, während der afghanische Präsident Hamid Karsai in seiner Friedensversammlung- der „Dschirga“ sprach, eine Bombe gezündet. Von den Vertretern seiner „lieben Brüdern“ fehlte jede Spur während der Versammlung, denn diese bekannten sich wenige Zeit später zu dem verübten Anschlag. Purer Hohn ist dieses Verhalten und ein Zeichen der Machtlosigkeit seitens der alliierten Bündnispartner, die seit knapp zehn Jahren versuchen, dieses Land zu stabilisieren. Ein versprochener Truppenabzug erfolgt, es betrifft aber nur diejenigen Soldaten, die in einer verwaltungstechnischen oder logistischen Verantwortung stehen. Kampftruppe und Elite- Einheiten werden weiterhin am Hindukusch verbleiben. Die Tötung von Osama bin-Laden scheint neues Öl ins Feuer gegossen zu haben, im Kampf der Taliban gegen die westlichen Invasoren. (eh)
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