Kommentar- Als sich in den Nachtstunden die Meldungen über den Tod des berüchtigsten Terroristen der Welt, Osama bin Laden überschlugen, dachte wohl noch niemand über etwaige Folgen nach. Die berüchtige Al Kaida- Terrorzelle besteht entgegen den landläufigen Meinungen nicht nur aus einem Häuptling und vielen treu dienenden Indianern, sondern aus unheimlich vielen Splittergruppen, die sich weltweit unterschiedlich organisieren. Sie bilden lediglich im Kampfgedanken und den Ausbildungsorten eine gemeinsame Basis.
Niemand kann im Augenblick voraussagen, welche Folgen der Tod Bin Ladens haben wird, aber Amerika kann sich siegreich schätzen, ihn angeblich getötet zu haben. Ich möchte mich an diesere Stelle vorsichtig ausdrücken, denn es wurden bislang kaum detaillierte Fakten dazu veröffentlicht. Man könnte jetzt ketzerisch auf die innenpolitische Situation in Amerika hinweisen, dass Barack Obama versucht, seine politische Lage zu stabilisieren. Das amerikanische Volk fiebert schon seit zehn Jahren einem Vergeltungsschlag entgegen, denn das Attentat auf das World Trade Center 2001 wird bis heute dem maßgeblich getöteten Al Kaida- Führer Osama bin Laden zugesprochen.
Auch in den Jahren danach rissen die Anschläge nicht ab, erinnert man sich an Madrid und London. Vor allem für Europäer sind Terroranschläge nahezu undenkbar, auch die Deutschen wiegen sich zu oft in einem sicheren Umfeld. Erst jüngst an den vergangenen Weihnachtsfeiertagen wurde die Aufmerksamkeit an Bahnhöfen und Flughäfen verstärkt, präventiv, denn all die innenpolitischen Bemühungen wären nur ein Tropfen auf dem berühmten heißen Stein gewesen. Niemand kann sich vor einem Anschlag schützen, lediglich die Informationsgewinnung verschärfen, um frühzeitig die Falle zuschnappen lassen zu können.
Aber wer sind eigentlich die potentiellen Täter? Wie erkennt man eigentlich potentiellen einen Terroristen? Zur ersten Frage kann man verschieden Argumentieren, denn es liegt in der Auslegung des Koran. Schon im 12. Jahrhundert wurde versucht, den Koran auszulegen und vom Imam Ibn Taymiyya geschrieben: Jeder der von der Linie der Prophetengefährten und ihrer unmittelbaren Nachfolger bei der Koran- Auslegung abweicht, ist im Irrtum. Nicht jeder Moslim ist daran interessiert, die heilige Schrift gegen Menschenleben oder andersdenkende zu richten, denn im Grunde wird ein friedliches und gottestreue Miteinander beschrieben. Sunniten, Schiiten und viele andere muslimische Gruppen leben in der unterschiedlichsten Form nach den Suren des Propheten und legen in unterschiedlicher Art die Schriften aus.
Und zur Frage, wie man einen Attentäter erkennt, kann ich nur sagen, man erkennt es nicht! Nicht jeder fromme Muslim, mit langem Bart, izar (weiße Tücher um die Hüfte geschwungen) oder rida (weißes Leinentuch für den Oberkörper) ist ein potentieller Täter. Wir sind auch nicht in der Lage, uns in die Lebenssituation der Menschen in Ländern wie Afghanistan oder Pakistan zu versetzen. Sie haben eine alte und vor allem sehr traditionelle Lebensart und können sich eine demokratische Struktur nicht vorstellen. Sie leben schon seit Jahrhunderten in Clans und Helmut Schmidt sagte 2008 sehr treffend dazu: Es gab nur einen Menschen in der Geschichte Afghanistans, der so intelligent war, keinen Krieg zu führen.
Alexander der Große, auf seinem Weg nach Indien. Denn er erkannte schnell, dass er einen Kampf gegen Clans niemals gewinnen würde. Auch Peter Scholl-Latour bat den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder 2002 deutsche Truppen aus Aghanistan abzuziehen, der echte Kampf gegen die „Ungläubigen“ würde erst beginnen- es ist die Ruhe vor dem Sturm. Als Fazit für mich kann ich sagen, man muss diese Menschen erlebt haben, um sich annähernd verstehen zu können. Es bleibt also alles sehr ungewiss, ob Bin Laden lebt oder tod ist, der Koran besteht weiterhin und wird weltweit in den unterschiedlichen Gruppen verschieden ausgelegbt und gelebt. Der Terror wird nicht abbrechen und bedarf einen vollkommen neuen Ansatz zu Überlegungen, um diesen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.(eh)