Die vergangenen Tage standen auch für mich wieder im Blickfeld der Bundeswehr. „Mandatsverlängerung“, „Traumabelastete Soldaten“, Rückgang der freiwilligen Bewerber und die große und bislang noch nicht vollzogene Standortfrage. All diese Dinge führen beim Bürger zu nicht allzu großem Erstaunen, denn der hat auch nach meiner Ansicht entweder nie das große Interesse daran gehabt, zu erfahren was die Truppe beschäftigt, oder er möchte und bekommt einfach nicht die befriedigenden Antworten.
Ich möchte auch in diesem Beitrag helfen, den Knoten der Verwirrung und der Zweideutigkeiten zu entwirren. Wer Soldat war oder langjähriger Soldat ist, der wird sicherlich schmunzeln, denn im Bezug auf die Standortfragen und Stellenpolitik war und ist die Bundeswehr „großartig“. In meiner eigenen fast 14 jährigen Dienstzeit habe ich mehrere Reformen erlebt, die aber nie bis zum Schluss durchgeführt worden sind. Nun ist Bundesverteidigungsminister de Maiziére am Ruder eines Schiffes, dessen Kapitän er nicht werden wollte. Die Altlasten des Vorgängers sind nicht zu übersehen, auch wenn der ehemalige Minister im Mai 2011 bei seinem Rücktritt davon sprach, seinem Nachfolger ein „gut bestelltes Haus“ zu hinterlassen. Da hat Guttenberg wohl beim „CSU-Lügenbaron“ Kurt Faltlhauser abgekupfert, der seinem Nachfolger Huber „ein besenreines Büro“ hinterlassen haben wollte.
Das Kind liegt im Brunnen und ward nie mehr gesehen…Inzwischen schlägt sich Thomas de Maiziére damit herum, den Truppenabbau vorran zu treiben und im Gegenzug auch noch neue Rekruten zu gewinnen. Ein, wie mir scheint, skuriles Unterfangen. Denn blicken wir einmal zurück, in die Ära Struck– denn der hatte im Jahr 2004 105 Standortschließungen im gesamten Bundesgebiet gefordert. 2012 ist dann nur noch von insgesamt 64 Standorten die Rede. Statistisch gesehen könnte man die Soldaten damit beruhigen, denn die geplanten Forderungen konnten und wurden bisher nie umgesetzt werden, dafür genügte die Amtszeit des Ministers nie.
Nun soll aber auch das gesamte strategische Umfeld von bisher knapp 250.000 Soldaten auf ungefähr 185.000 Soldaten verkleinert werden. Bei den Feldjäger- Kompanien bedeutet das zum Beispiel, dass die vor knapp fünf Jahren eingerichteten „vierten Züge“ nicht mehr existieren sollen. Auch die Sanitäts- und Kampftruppe müssen sich einer personellen Schmälerung hingeben. In diesem Punkt muss erwähnt werden, dass sich das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg logistisch gesehen um ein vielfaches vergrößert hat, aber bis heute personell nicht in der Lage ist, die anfallenden Dienstleistungen– sowohl am Soldaten, als auch an zivilen Patienten zu gewährleisten. Die Frage ist was bleibt- Prestige oder Dienstleistung?
Und gehen wir mal wieder ein Stück weiter, zur neuen Madatserteilung für den Einsatz in Afghanistan. Dieser ist auch nach meiner Erfahrung, aktuell aus 2011, zu einem Einsatz mutiert, der größtenteils nur zum Selbstschutz geführt wird. Zum einen wird versucht, die afghanische Polizei und Armee in die Selbstverwaltung zu entlassen, andererseits ist das Feldlager „Camp Marmal“ zu einer sich selbst verwaltenden Festung mutiert. Drei deutsche Genarale, die sich durch eine gewisse Stellenpolitik die Ruhegehälter garantieren, führen innerhalb eines Verantwortungsbereiches. Verwaltung wurde schon beim alten Fritz ganz groß geschrieben und kann heute in Perfektion sogar am Hindukusch praktiziert werden.
Wir nähern uns dem Ziel und „stolpern“ über den geplanten Truppenabzug aus Afghanistan, der laut Bundestag besagt, dass nach dem Jahr 2014 keine Kampftruppen mehr eingesetzt werden sollen. Der aufmerksame Leser spürt den Zynismus und wird sich berechtigt nach dem Rest fragen. Genau da liegt der berühmte Hund begraben. Afghanistan und er Kosovo können und werden sich langfristig auch die Hand reichen, denn der Verwaltungsapparat wird zunächst auf unbestimmte Zeit bestehen bleiben. Dies würde die Feldjäger-Truppe, die Logistik/ Nachschub, den Feldlager-Bau, die Instandsetzung und einige mehr betreffen. Inwiefern sich das neue Mandat auch auf die KSK auswirkt, darüber schweigt man. Geheimer als geheim geht es mit diesen drei Buchstaben nicht und wo kein Kläger- da kein Richter. Ich werde auch in Zukunft wieder verstärkt die Entwicklungen in der Truppe beleuchten und darüber berichten und auch an die truppenärztliche Versorgung anknüpfen. (eh)