Der ukrainischen Armee droht eine herbe Niederlage bei Debalzewo, nur wenige Kilometer östlich von Donezk entfernt. In dieser Region hält das Militär einen schlauchartigen Frontvorsprung, der sich nach Angaben der Separatisten in einen Kessel verwandeln wird. Nach Angaben von Alexander Sachartschenko, dem „Premier“ der „Donezker Volksrepublik“, hätten seine Truppen heute am 31. Januar 2015 die wichtige Stadt Uglegorsk eingenommen und somit die Truppen Kiews eingeschlossen. „Ergebt euch, und ihr werdet leben“, rief er angeblich die Soldaten zum Desertieren auf. Kiew dementiert den militärischen Vormarsch auf Uglegorsks. Um die Stadt gebe es harte Kämpfe, aber „alle Attacken der Untergrundkämpfer wurden abgewehrt“, hieß es. Der Ex-Kommandeur des ukrainischen Freiwilligenbataillons „Donbass“, Semjon Sementschenko, hingegen räumte ein: „Uglegorsk befindet sich unter Kontrolle der Terroristen.“
Die Lage in und um Debalzewo erinnert an den Kessel von Ilowaisk im Sommer 2014. Hierbei gerieten etwa 70 ukrainische Militärfahrzeuge unter Beschuss, viele Soldaten wurden getötet, Überlebende wurden als Kriegsgefangene genommen. Offiziell starben 214 Menschen auf ukrainischer Seite. Doch in Debalzewo sind bis zu 10.000 ukrainische Soldaten stationiert. Unterdessen wurde am 30.Januar 2015 ein Treffen zwischen Regierung und Rebellen in Minsk abgesagt. Rebellenführer Denis Puschilin sagte, die Gespräche seien geplatzt, weil kein Vertreter Kiews nach Minsk geflogen sei. Er warf der Regierung vor, den Dialog zu verweigern. Ex-Präsident Leonid Kutschma erklärte, das Treffen finde am Samstag statt. Er forderte die Einhaltung des Minsker Memorandums vom Herbst, das die Separatisten nach ihren Raumgewinnen obsolet nennen.
„Russland sei mit uns!“ rufen einige Soldaten der pro-russischen Armee von ihren Panzern herunter. Nach ihren Angaben haben sie die Kleinstadt Uglegorsk eingenommen. Allerdings wussten einige von ihnen auf Nachfragen der Reporterin nicht, um welches Dorf oder welche Stadt es sich zunächst handelt. „Das ist doch egal, Hauptsache sie gehört uns!“ rief einer der Soldaten in Richtung Kamera.
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Karte: openstreetmap.de/ Grafik: Enno Heidtmann