Wie ist denn jetzt die Stimmung in der Bundeswehr? Immer wieder höre ich dazu die unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten, aber das ist vor allem vielen unterschiedlichen Faktoren geschuldet. Ein eindeutiges Bild wird sich daher wohl nicht abzeichnen, oder doch? Die Umfrage, die ich im Zeitraum vom 15.10.2013 bis zum 29.10.2013 online durchgeführt habe, ist jedoch nicht repräsentativ. Sie wurde angelegt, um ein Meinungsbild zu erhalten, im Hinblick auf Auslandseinsätze, der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten im In- und Ausland und der Frage, was sich Soldaten ändern würden, wenn sie eine Entscheidung dazu treffen könnten. Ebenso ist die Frage, ob sie nach den Erfahrungen den Dienst in der Bundeswehr empfehlen würden, ein Teil der Befragung gewesen.
Insgesamt haben in dem genannten Zeitraum 153 aktive und ehemalige Angehörige der Bundeswehr daran teilgenommen. Bei der Frage, ob ehemalige eine Gewichtung in der Befragung erhalten sollen, habe ich mich dafür entschieden, denn auch sie sind aktive Repräsentanten der Truppe. Der Anteil aktiver Soldaten beträgt 122 Stimmen zu 31 Reservisten. In der Auswertung fällt auf, dass nicht alle TeilnehmerInnen konsequent die Umfrage abgeschlossen haben, im Schwerpunkt die Fragen nach der Zufriedenheit ihren Vorgesetzten gegenüber. Dennoch lässt sich eine Auswertung durchführen uns abschließend bewerten, dass von 151 Stimmen die Verteilung der Bewertung zur Zufriedenheit dem Vorgesetzten gegenüber breit gestreut ist. „Sehr schlecht“ und „Sehr gut“ wurden insgesamt 5 bzw. 9 Vorgesetzte. Die Verteilung in den Auslandseinsätzen ist mit jeweils 8 Stimmen sogar gleich verteilt.
Spannender ist in der Auswertung die Frage 10, denn hier hatten die Befragten die Möglichkeit, aus vorgegebenen und einer freien Antwort zu bestimmen, was sie sich in der Zukunft bei einem Einsatz im Ausland wünschen würden. Von 150 Teilnehmern, die diese Frage beantwortet haben, wünschen sich 86 eine bessere Ausrüstung. 81 TeilnehmerInnen fordern einen kostenlosen Internetzugang. Denn die Bundeswehr gehört zu den Einsatzpartnern, die den SoldatenInnen einen kostenpflichtigen Zugang zum Internet zur Verfügung stellen. Diese Kosten, die den Kontakt zum sozialen Umfeld, der Familie in der Heimat bedeutet, wären für die Bundeswehr im Vergleich zu den eigentlichen Kosten rein marginal und müssten keineswegs auf die SoldatenInnen abgesetzt werden. In der frei wählbaren Antwort wird sehr deutlich, dass sich die Befragten mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit wünschen. Die bisherige Berichterstattung über Auslandseinsätze der Bundeswehr wird scheinbar nur dadurch wahrgenommen, wenn es zu markanten Beiträgen zur Truppe im Ausland kommt. Hierbei müsste allerdings erneut durch eine Befragung angesetzt werden, wie die Bevölkerung auf die Berichterstattung reagiert. Abschließend haben sich 149 TeilnehmerInnen dazu geäußert, den Dienst in der Truppe zu empfehlen und sich dafür sogar einzusetzen. 51,01% haben sich für ein klares „JA“, der Rest ist annähernd gleich verteilt und 26,85% haben sich für ein „NEIN“ und 22,15% für „Ich bin mir nicht sicher“ entschieden.
Im Vorfeld bin ich persönlich von einer anderen Bewertung ausgegangen. Das Bild der Truppe wird in Gesprächen oft ähnlich der Auswertung dargestellt, die persönlichen Kontakte würden allerdings einen Dienst an der Waffe meist nicht empfehlen oder sich sogar dafür einsetzen. Wie schon zu Beginn erwähnt, ist dies keine repräsentative Befragung, die nicht für die Meinung und Ansichten aller SoldatenInnen steht. Sie kann dennoch eine Grundlage bilden, um sich vertiefender Befragungen zu widmen. Welche Ausrüstung sich die Soldaten zukünftig wünschen würden, wie die Form der Anerkennung aussehen soll und was getan werden kann, um das Bild des Soldaten in der Öffentlichkeit nicht mit den Fehlentscheidungen Einzelner zu verknüpfen. Warum sind sich die 22,15% in der Umfrage nicht sicher, den Dienst in der Bundeswehr zu empfehlen? Ansätze, die sich das BmVg selbst stellen muss und auf die Bedürfnisse der SoldatenInnen eingehen muss. Ebenso sollte die Frage öffentlich beantwortet werden, weshalb die Bundeswehr den Betroffenen in den Auslandseinsätzen keinen kostenfreien, wenn zB. zeitlich beschränkten Zugang zum Internet verschafft? (Natürlich differenziert betrachtet, denn Soldaten der Marine auf See haben andere Möglichkeiten, als SoldatenInnen an Land.) Ebenso ist der Führungsstil einzelner Vorgesetzter maßgeblich am Erfolg oder Misserfolg einer Mission verantwortlich. Informationen gehören daher auch zwingend in die unteren Führungsebenen und dürfen nicht, wie schon sehr oft kritisiert, in den Ebenen der Stabsoffiziere versickern. Wer entscheidet einen Informationskanal und die -ebene und hat es Konsequenzen bei einer Fehlentscheidung?
Ich hoffe, dass diese Auswertung eine erneute Diskussion hervorruft, öffentlich oder in den Reihen der Truppe. Strukturreformen, wie sie die Bundeswehr seit Jahrzehnten immer wieder erlebt, können auch einen gemeinsamen Prozess darstellen und müssen keineswegs hinter verschlossenen Türen mit einem „VS“ versehen diskutiert und beschlossen werden. Allen Beteiligten möchte ich abschließend meinen Dank sagen! Durch euch ist es mir und allen anderen möglich, sich ein neues Bild zu vorhandenen Diskussionen zu machen.