Beirut am Nachmittag eines sonnigen Freitag. Das Wochenende steht vor der Tür und das Leben in der Stadt geht seinen gewohnten Weg. Jedoch nicht am 19.Oktober 2012, denn im Beiruter Stadtteil Achrafieh explodiert eine Autobombe. Ziel des Anschlags war der libanesische General und Chef des Geheimdienstes Wissam al-Hassan. Er und insgesamt acht Menschen verloren ihr Leben, 80 weitere wurden durch die Explosion verletzt. Der Aufschrei der Libanesen ist deutlich und der Ruf geht ungefiltert in das Nachbarland Syrien.
Ich hatte schon in einem vorherigen Text die Verbindung zwischen Syrien und dem Libanon dargestellt und als ob es vorhersehbar war, der Konflikt in Syrien hält nicht vor der Landesgrenze. Bei meinem vergangenen Aufenthalt im Nahen Osten war vor allem im Norden des Libanon, in Tripoli die Spannung zwischen Sunniten und Schiiten zu spüren. Schon vor Wochen kam es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Assad- Befürwortern und Gegnern. Der getötete Geheimdienstchef gehörte zu den Sunniten, die gemeinsam mit den oppositionellen Rebellengruppen gegen die Diktatur des syrischen Alawiten Bashar al- Asad sind.
Die taz schreibt in diesem Zusammenhang:
Libanons Oppositionschef Saad Hariri sowie der einflussreiche Drusenführer Walid Dschumblatt machten offen Syriens Staatschef Baschar al-Assad für den Angriff in Beirut verantwortlich. Nur etwa 200 Meter vom Anschlagsort entfernt befindet sich die Zentrale der christlichen Partei Kataeb, die Assad feindlich gegenüber steht. Geheimdienstchef al-Hassan war ein Vertrauter von Oppositionschef Hariri.
Auf tagesschau.de werden meine Gedanken dazu auf den Punkt gebracht. Über die Grenzen Syriens wird jetzt zunehmend versucht, das kleine Nachbarland zu destabilisieren und den Konflikt noch weiter auszudehnen.
Die Bombe explodierte mitten in der Hauptverkehrszeit in einer Straße, in der die christliche Falangisten-Partei ihre Zentrale hat. Sie zählt zu den Gegnern des syrischen Präsidenten Assad. Deswegen war auch darüber spekuliert worden, ob der Anschlag dieser Partei galt. Die Bombe ging zu einem Zeitpunkt hoch, zu dem viele Eltern ihre Kinder von der Schule abholten. Über der Innenstadt stieg schwarzer Rauch auf. Krankenwagen fuhren an den Explosionsort im überwiegend von Christen bewohnten Stadtteil Ashafriyeh. Mehrere Fahrzeuge gerieten durch die Explosion in Brand. Ein mehrstöckiges Gebäude wurde schwer beschädigt. Ministerpräsident Najib Mikati erklärte, die Regierung versuche herauszufinden, wer hinter dem Anschlag stecke. Al Hassan war ein enger Gefolgsmann des ermordeten Ministerpräsidenten Rafik al Hariri und leitete auch die Ermittlungen zu dessen Tod. Er ermittelte auch gegen den ehemaligen Minister Michel Samaha, der als Assad-Verbündeter gilt. Nach dem Anschlag strömten im ganzen Land empörte Anhänger al Hassans zu Protesten gegen den Anschlag auf die Straßen.
Bildquelle: Hussein Baydoun Photography Beirut