2010 war das Jahr für WikiLeaks, denn es wurden alle bisher bekannten Enthüllungen in den Schatten gestellt. Dokumente der US- Regierung wurden durch die Enthüllungsplattform veröffentlicht und brachte so einige Staaten rund um den Globus auf Distanz.
Darunter befanden sich geheime Afghanistan- Protokolle und Geheimdokumente aus dem Irak- Krieg. Viele Details traten dabei an die Öffentlichkeit und lassen noch heute einen kalten Schauer den Rücken hinab gleiten. Es sind keine wagen Vermutungen oder grobe Anhaltspunkte, aus diesem geheimen und brisanten Dokumenten gehen Informationen hervor, die die US- Regierung stark belastet. So ist bewiesen, dass US- Soldaten bei einem Routineflug mit einem Helikopter über Bagdad gezielt Zivilisten getötet haben- unter ihnen befand sich auch der Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters.
Des Weiteren sollen nach Angaben der geheimen Papiere US- Veteranen dafür verantwortlich gewesen sein, dass im Irak Folter- Netzwerke aufgebaut und betreut wurden. Bei den Einsätzen der US- Soldaten in Afghanistan gibt es ähnliche Vorwürfe. Aus den Dokumenten soll hervorgehen, wie die Soldaten gezielte Jagd auf Taliban gemacht haben sollen und welche Rolle in diesem Zusammenhang die pakistanische Regierung spielt. Außerdem waren die Botschaftsdepeschen der US- Regierung ein Teil der Veröffentlichungen. Aus ihnen gingen Details hervor, wie zum Teil abwertend und brüskierend sich die amerikanische Führung gegenüber anderen Regierungen äußerte. Darin kamen Staaten wie Deutschland, Frankreich oder aber auch Russland sehr deutlich vor.
Er ist gerade einmal Anfang 20. Auf seinen Fotos lächelt er wie ein Junge, der krampfhaft versucht ein Geheimnis zu bewahren. Auf fast allen veröffentlichten Bildern sieht man ihn in der Uniform der US- Streitkräfte und er hat den Dienstgrad des Obergefreiten. Seine militärische Laufbahn wurde nach der Grundausbildung in Fort Leonard Wood entschieden und er wurde nicht zuletzt durch seine Computerkenntnisse militärischer Nachrichtenanalyst. Er ist DER Whistleblower der Enthüllungsplattform WikiLeaks. Denn ohne seine Informationen würden mehrere Tausend geheime Dokumente noch heute verschlossen sein und die US- Regierung würde international nicht unter Druck geraten sein.
Warum hat er es getan, wenn er doch mit sichtlichem Stolz die Uniform trug? Bradley Manning entschied sich aus mehreren Gründen zum Verrat der Dokumente. Zum einen ist er homosexuell und hat in seinem persönlichen Umfeld daraus nie ein Geheimnis gemacht.
Er lebte bislang offen und herzlich damit, bis er die Uniform anzog. Ab diesem Tag wurde ihm klar, dass ein Soldat, vor allem aber ein Soldat der US- Armee niemals darüber sprechen sollte. Er begann ein Doppelleben zu führen, mit dem er zutiefst unglücklich war. Hinzu kam die Flut an Informationen, zu denen er dienstlichen Zugang besaß. Er erkannte recht früh, dass die Regierung, in dessen Auftrag er im Irak war, nicht die Wahrheit sprach. Viele Dinge fanden nie Erwähnung und wurden zudem als „top secret“ behandelt, um das Ansehen der USA nicht zu schädigen.
Über einen Chat bekam er Kontakt zu WikiLeaks und die Veröffentlichungen nahmen ihren Lauf. Über den Ablauf seiner Verhaftung gibt es bis heute keine eindeutige Aussage. Es wird nach wie vor vermutet, dass ihn einer seiner Kameraden beim Staatsschutz angezeigt hat, nachdem sich Manning ihm anvertraut hatte.
Am 23. Februar 2012 wurden Bradley Manning auf dem Militärstützpunkt Fort Meade die 22 Anklagepunkte, einschließlich dem der „Kollaboration mit dem Feind“ verlesen. Obwohl hier die Todesstrafe in Frage kommt, verzichtete die Anklage darauf, diese zu fordern.
Ende Februar 2013 bekannte sich Manning in 10 von 22 Anklagepunkten für schuldig und gestand unter anderem die Übergabe von Material an WikiLeaks. Im Fall einer Verurteilung könnte das Strafmaß allein für diese gestandenen Taten bis zu 20 Jahre Gefängnis betragen. Weiterhin offen blieb der schwerste Anklagepunkt – „Kollaboration mit dem Feind“. Inzwischen wird international für seine Freilassung gekämpft. Außerdem wurde Manning erneut für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und eine Petition erreichte im April 2013 schon mehr als 38.000 Stimmen. Zu ihnen zählt unter anderem auch die isländische Parlamentsabgeordnete Birgitte Jonsdottir, die selbst auch schon für WikiLeaks gearbeitet hat. Bradley Manning, ein Soldat, der als Whistleblower die Chance wahr nahm, verübtes Unrecht öffentlich zugänglich zu machen. (eh)