Der Fahrer fährt schon seit einiger Zeit in der glühenden Hitze zwischen den nicht enden wollenden Feldern. Die Fenster am Auto sind heruntergelassen, denn die Klimaanlage des schon in die Tage gekommenden Mercedes Benz funktioniert nicht mehr. Der Fahrer hört einen der regionalen Radiosender, einem Mix aus arabischer Musik und den aktuellen Nachrichten. Die Fahrt scheint nicht zu enden- plötzlich ein Aufschrei des Fahrers. In der arabischen Fußball- Liga habe der Libanon gegen den Iran um einen Punkt verloren! Es wird still im Auto und die Sonne verschwindet so langsam hinter den Feldern und die Stadt ist in greifbarer Nähe. Nach einer Stunde biegt der alte Mercedes in die Stadt ein. Die ersten Häuser sind von Bomben und Granaten zerstört und es stehen bei einigen Gebäuden nur noch die äußeren Mauern. Überall liegt am Straßenrand Müll, denn seit dem Bürgerkrieg gibt es keine funktionierende Infrastruktur mehr. Hier und da sind Frauen und Kinder zu sehen, die an den Hauswänden stehen und ein wenig Gemüse und Obst verkaufen. Einen Markt scheint es in dieser Stadt nicht mehr zu geben. Der Wagen fährt über eine Brücke und der Fluß darunter ist zum Teil schon ausgetrocknet. Am Ufer sind Kinder zu sehen, die mit Kanistern versuchen, Wasser darin aufzufangen.
Plötzlich detoniert in unmittelbarer Nähe des Fahrzeuges eine Bombe. Das Fahrzeug kommt zum stehen und die Frontscheibe ist komplett zerstört. In diesem Augenblick war es eine gute Entscheidung, dass die Seitenscheiben nicht oben waren. Denn durch die Detonation wären die Glassplitter tödliche Geschosse gewesen. Der Fahrer und Beifahrer sind am Kopf verletzt, beide stöhnen laut. Hilfe ist nötig, doch in der Rauchwolke ist weit und breit niemand zu sehen. Die Schreie werden immer lauter, aber auch außerhalb des Fahrzeugs sind Schreie und Rufe zu hören.
Was ist jetzt zu tun? Diese beschriebene Szene ist nicht aus einem Film, sie kann in bestimmten Ländern die absolute Realität darstellen. Somalia, Irak, Afghanistan oder Syrien, die Beispiele nehmen seit den vergangenen Jahren nicht ab.
Das UN- Ausbildungszentrum widmet sich in einem Ausbildungsabschnitt genau diesem Thema- der sanitätsdientslichen Erstversorgung. Was muss ich als Journalist wissen, um eine Situation, in der es ein unvorhergesehenes Ereignis gab, einigermaßen überschauen zu können? Natürlich liegt der Unterschied darin, ob ich als freier Journalist, also allein unterwegs bin, oder z.B. in einem redaktionellen Team mit drei oder mehr Personen reise. Grundsätzlich übernimmt der eine die Verantwortung dem anderen gegenüber und da auch eine emotionale Bindung besteht, auch die medizinische Erstversorgung. In solchen Situationen muss davon ausgegangen werden, dass Einheimische die medizinische Versorgung zuerst nicht bei Ausländern anlegen. Welche Maßnahmen können also lebensrettend sein, kosten wenig Geld und passen in jede Tasche? Und wie ist die Vorgehensweise?
Grundsätzlich gilt es, wie schon aus dem Militär bekannt, die gegenseitige Information darüber, wer, wo, wie verletzt wurde. Es gilt, im Augenblick der Panik Ruhe zu bewahren und sich einen Überblick zu verschaffen. Wie kann ich mein Team bergen, welche Mittel stehen mir vor Ort zur Verfügung? Welchen Tragegriff kenne ich, denn nicht jeder Verwundete muss sofort mit einer Trage aus der Gefahrenzone geborgen werden. Sind zum Beispiel mehrere Menschen davon betroffen, ist es sinnvoll einen Ort für alle zu wählen, damit zum späteren Zeitpunkt der herannahende Rettungsdienst alle Verletzten an einem Ort vorfindet. Hierbei können auch simple Dinge, wie ein weißes Tuch unterstützend wirken. Denn daraus soll hervorgehen, dass Verletzte Personen am Boden liegen. Nach dem aktuellen Fall des Journalisten Armbruster, der im syrischen Aleppo verlezt wurde, muss intensiv darüber nachgedacht werden, wie man sich vor allem in einem Team medizinisch schützen kann. Niemand kann und darf davon ausgehen, dass in einem fremden Land zuerst einem Fremden medizinische Versorgung zugesagt wird. Lebenserhaltende Maßnahmen müssen zwingend erlernt und trainiert werden, denn viele Journalisten haben nur eine Erste- Hilfe- Ausbildung mit dem Erwerb der Fahrerlaubnis durchlaufen. Vielen Menschen ist nicht klar, welche Maßnahmen lebensrettend sein können. In diesem Zusammenhang hat Carsten Dombrowski eine Zusammenfassung publiziert, die zur medizinischen Erstversorgung in besonderen Situationen als Leitfaden gilt. Es darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass sich nicht nur militärische oder polizeiliche Spezialeinheiten in gefährliche Regionen und Situationen begeben. Für die tägliche Berichterstattung sind es vor allem Journalisten, die nicht zuletzt ihr eigenes Leben riskieren, um der Welt, abseits der Geschehnisse über Abläufe vernab der Heimat zu informieren. Nichts kann in diesem Zusammenhang mehr Leben retten, als das eigene Können, über lebenserhaltende Maßnahmen im sanitätsdienstlichen Kontext.