Seit einigen Tagen entfachen immer mehr Übergriffe auf amerikanische Einrichtungen in den arabischen Regionen. Nachdem ein ägyptischer Kopte ein Video auf der Internetplattform Youtube veröffentlichte, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, steht die arabische Welt wieder auf dem Kopf. Wer ist der Urheber? Die SZ schreibt dazu:
Der Mann, der hinter dem islamfeindlichen Film „Innocence of Muslims“ steckt, gab sich in seinem Leben bereits viele Namen. Ahmed Hamdy nannte er sich zum Beispiel, oder Amal Nada, Daniel K. Caresman, Matthew Nekola, Sobhi Bushra, Robert Bacily, Nicola Bacily.
Sein echter Name lautet offenbar Nakoula Basseley Nakoula. Für die amerikanischen Strafverfolgungsbehörden ist Nakoula, der nach Angaben von Ermittlern koptischer Christ sein soll, offenbar kein Unbekannter. US-Medien berichten, dass Nakoula 1997 wegen eines Drogendeliktes verurteilt worden war. Er hatte offenbar versucht, Crystal Meth herzustellen. Im Jahr 2010 musste er wegen Steuerbetrugs 21 Monate hinter Gitter und 790.000 Dollar Strafe zahlen. Damals nutze er das Pseudonym „Robert Bacily“.
Die Meldungen in den Medien überschlagen sich und „Terror- und Islam Experten“ erscheinen wieder aus dem redaktionellen Untergrund. Interessant ist in diesem Zusammenhang wieder für mich, dass sich mir im TV vertraute Bilder und vor allem Gesichter zeigen. War ich jüngst erst im März diesen Jahres im Nahen Osten und habe über eine Großdemonstration der Salafisten in Beirut berichtet. Zu diesem Zeitpunkt nahm niemand der deutschen Redaktionen davon Notiz, auch nicht vom neuen Salafistenführer Sheik Ahmed al Assir.
Heute wird er als Hassprediger in Fernsehbeiträgen gezeigt, ohne auch nur Ansatzweise seine Rolle und seine Vergangenheit analysiert zu haben. Ich wurde auch heute wieder von Freunden und Bekannten auf diese Demonstrationen und Ausschreitungen angesprochen. Bemerkenswert waren die Fragen, weshalb in diesem Zusammenhang immer wieder von „Islamisten“ gesprochen wird. Eine wirkliche Antwort habe ich leider nicht darauf, denn diese sich seit 9/11 etablierte Verallgemeinerung hat sich tief verwurzelt in den Köpfen der Bürger eingebrannt. Es wird wieder einmal eine Glaubensgemeinschaft gleichermaßen für die Handlungen einzelner in Verbindung gebracht. Es ist nicht die muslimische Gemeinschaft in der Gesamtheit und die Aussagen und Analysen müssen besonnen vorgenommen werden.
Aber woher kommt jetzt diese Aggression? Eine mögliche Antwort, die ich hierzu liefern kann, ist mit Ausgangspunkt in Kairo zu sehen. Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak war zunächst nicht ganz klar, in welche Richtung sich das politische Lager spalten wird. Das Militär und die Muslimbrüderschaft hatten sehr starken Einfluss gewonnen und kämpften um die parlamentarischen Machtverhältnisse. Im Oktober 2011 kam es zu blutigen Ausschreitungen gegen koptische Christen, die vor allem das Militär für diese Taten verantwortlich machten.
Jetzt hat ein Video, welches den Propheten Mohammed als Kinderschänder, Homosexuellen und Sexualstraftäter zeigt, die Gemüter der muslimischen Gemeinschaft nur allzu verständlich erhitzt. Übergriffe von gewaltbereiten Demonstranten ziehen sich wie ein roter Faden durch die arabischen Länder. Besänftigende und entschuldigende Worte der politischen Vertretungen z.B. aus den USA oder Deutschland verhallen nahezu und bleiben wirkungslos. Die Tat eines Einzelnen beherrscht nunmehr nicht nur die aktuellen Nachrichten, sondern auch das gesellschaftliche, religiöse und politische Geschehen in den muslimischen Ländern. Die Gewalt scheint sich zu potenzieren und kein Ende zu finden. Aber wie kann man trotz all dem noch auf gegenseitige Toleranz hoffen? Wie schon erwähnt hat der 11.September das politische und religiöse Gleichgewicht der Welt aus den Angeln gehoben und schon bei den kleinsten Verfehlungen eskalieren die Emotionen. Mir bleibt daher nur die Hoffnung, dass sich der Spalt zwischen den Kulturen nicht noch weiter vergrößert, als er ohnehin schon ist.