Der 11. September 2001 war Anlass dafür, nicht nur amerikanische Truppen nach Afghanistan zu entsenden. Seit Einmarsch der Truppen stieg die Zahl der Toten und Verletzten, unabhängig von Herkunft und regionaler Stationierung. Nachdem die deutschen Soldaten im Jahr 2002 in Kabul in einen Hinterhalt gerieten, ging eine Ohnmacht durch die Republik, aber ungeachtet der Dinge wurde parlamentarisch immer wieder erneut für eine Verlängerung des Einsatzzeitraumes abgestimmt.
Die niederländischen Truppen haben es 2010 vorgemacht und sorgten innerhalb der transatlantischen Bündnispartner für ein Raunen. Der Abzug der vorwiegend in Urusgan stationierten knapp 2.000 niederländischen Soldaten sollte bis Ende des Jahres 2010 abgeschlossen sein. Unter ihrer Ausrüstung befanden sich unter anderem vier F-16-Kampfjets. Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes der Niederlande im August 2006 starben dort 24 niederländische Soldaten, darunter der Sohn von Chefkommandeur Peter van Uhm.
Anzahl gefallener oder verunglückter Soldaten von westlichen Staaten, die an der Operation Enduring Freedom in Afghanistan beteiligt sind, von 2001 bis 2011
Dies führte zu einem innenpolitischen Eklat und der Entschluss stand fest– Abzug aus Afghanistan. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch noch, dass die Niederlande ein nicht unerhebliches Engagement im Irak- Einsatz hatte. Inzwischen hat Frankreich die Notbremse gezogen. Zurecht? Hinter verschlossenen Türen in Neapel und Brüssel wird momentan sicherlich heftigst darüber diskutiert, inwiefern Kabul an der Tötung der vier französischen Soldaten Schuld trägt. Immer wieder wird seitens der afghanischen Regierung von „geisteskranken Einzeltätern“ gesprochen, aber welche Mutter, Schwester oder Ehefrau kann sich damit abfinden? Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zieht die Notbremse und ordnet eine Untersuchung an. Wie kommt es, dass es zunehmend diese „Einzeltäter“ gibt?
Kennt man Afghanistan, so liegt eines ganz nahe auf der Hand– die afghanische Regierung hat in fernen Regionen Kabuls versagt! Es mag provokativ klingen, aber es ist deutlich zu spüren. Sollte sich nun Frankreich noch vor dem geplanten Truppenabzug im Jahr 2014 aus Afghanistan aus der Verantwortung ziehen, steht nicht nur eine weitere Tür für die radikal islamistischen Taliban offen. Eine so entstehende Lücke kann nicht geschlossen werden und könnte unter Umständen zu weiteren Verlusten, nicht nur unter der Zivilbevölkerung Afghanistans führen. (eh)