Der arabische Frühling nahm 2012 sein jähes Ende in Syrien. Viele Kollegen und „Experten“ fragten sich zu dieser Zeit, warum der „Flächenbrand“ in der arabischen Welt zunächst in Kairo sein Ende fand. Genauer genommen eher in Tel Aviv, denn auch dort gab es starke Stimmen gegen den politischen Kurs aus der Knesset. Und wie der Urknall selbst gab es in Damaskus eine Eskalation, wie man sie zuvor nur in Tripolis und aus Tunis kannte. Zunächst sagte der Westen mit eher zurückhaltender Haltung, dass es jetzt wohl auch dem Diktator Assad an den Kragen gehen würde und sich die Opposition durchsetzen wird. Welch Trugschluss, schon Monate danach. Doch der Westen schaute weg und legte die Hände abwartend in den Schoß. Als Monate vergingen, der arabische Frühling zu einem ausgewachsenen Krieg wurde, konnte der Westen die Augen nicht mehr verschließen. Millionen Menschen flohen vor dem Tod nach Jordanien, in den Libanon, der Türkei oder in den Nordirak. Es wurde viel darüber diskutiert, ob und wie man den Rebellen helfen kann. Waffen liefern oder nicht? Die USA diskutierte offen über eine militärische Intervention, obwohl sie gerade erst mit dem letzten Atemzug aus dem Irak abgezogen sind. Am 09. September 2013 lief das Ultimatum ab und Russlands Außenminister konnte durch politisches Geschick den Einmarsch der US-Amerikaner verhindern. Doch die Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag, denn immer mehr radikale Interessen strömen nach Syrien. Die politischen und geostrategischen Zusammenhänge habe ich unlängst beschrieben und sind im Blog nachzulesen, doch interessant ist, dass die politischen Größen Europas und der NATO neu diskutieren, ob es sinnvoll und zweckmäßig ist, einer Volksgruppe, einer Ethnie oder Glaubensgemeinschaft in der Stunde der Not und Verteidigung Hilfe zu gewähren. An dieser Stelle kann auch über ethisch und moralische Verantwortung diskutiert werden, doch die bisherigen Diskussionen führten eher nur dazu, dass sich vor allem die radikalen Strömungen weiter etablieren konnten, ohne dass der Westen auch nur annähernd zu einem Ergebnis gelangt ist. Der Nordirak verfügt über ausreichende Erdölvorkommen und der Wunsch nach Eigenständigkeit und über Autonomie hinausragende Souveränität sagt der Westen- NEIN. Der deutsche Außenminister Steinmeier erteilte dem Präsidenten der kurdischen Autonomieregierung Barzani unlängst eine Absage, den Wunsch auf Souveränität nicht zu entsprechen. Eine Ohrfeige für ein Volk, welches keine strategische Expansion verfolgt und sich der internationalen Staatengemeinschaft zu nähern versucht. Der Westen lechzt nach dem Öl, aber nur unter der Bedingung, sich der Regierungshoheit Bagdads zu unterwerfen, denn das ist die Schalt- und Schnittstelle vor allem der USA in dieser Region. Genau- was ist denn nun mit der Hilfe? Neben der dringend nötigen humanitären Hilfe muss aber auch den Peschmerga vertraut werden, denn sie opfern sich für den Traum der Eigenständigkeit auf. Mit leichten Waffen rückt genau dieses Ziel immer weiter in die Ferne. Bei meinem letzten Besuch in dieser Region trugen Offiziere die österreichische Glock (Pistole 9x19mm) und einige Soldaten das US-amerikanische M16- Sturmgewehr. Welche Maßstäbe werden inzwischen angewendet, wenn zur Frage Syriens Russland als Gegenpart zu betrachten war. Welche strategischen und geopolitischen Interessen führen dazu, den Nordirak nicht zu unterstützen? Die ISIS gelangten in den Besitz hervorragender Waffensysteme, die zuvor an die irakische Armee geliefert wurden. Es gibt nach meiner Ansicht nur zwei Optionen, um dem Terror zu begegnen: Der Westen unterstützt vor Ort mit Truppen, damit die Angst genommen wird, dass Waffen und Systeme missbraucht werden, oder und dass ist eine sehr weitsichtige Option- der Westen vertraut zum ersten Mal und schafft sich dadurch auch langfristig eine Partnerschaft. Fakt ist aber- an jedem Tag an dem diskutiert wird, gewinnen die radikalen Interessen mehr und mehr an Boden.