Die vergangenen Tage waren international nicht gerade mit Jubelrufen und Freudentränen geschmückt. Steht der Planet jetzt Kopf? Zugunglück durch menschliches Versagen in Sachsen-Anhalt, Schneesturm und Chaos in Nordamerika, Wirbelsturm und Überflutungen in Australien und das Begehren der Menschen in Nordafrika, sich von den Ketten der Unterdrückung zu befreien. Über viele Jahrzehnte konnten Regierungen ihre Macht ausüben, ohne Angst haben zu müssen, dass sich das Volk gegen sie auflehnt. Der Jemen unter Staatschef Saleh, Ägypten unter der Herrschaft von Husni Mubarak und die Diktatur unter Tunesiens Regierungschef Sein al-Abdin Ben Ali hatten die Menschen unterdrückt, gefoltert und nach außen den Schein der Demokratie gewahrt. Letzterer „Politiker“ hat sich nicht dem Volk gestellt und Fehler zugegeben, ist inzwischen außer Landes und auf der Flucht.
Europa, bisher Nutznießer der nordafrikanischen Kultur, äußert jetzt seine Angst, die Gewalt könnte in Terror umschlagen. Es scheint, als hätten die Regierungen bisher weg geschaut, um die Export- und Urlaubsländer nicht zu verlieren. Droht jetzt eine militärische Intervention durch die NATO? Wie verhält sich die UNO dem Chaos gegenüber und was gedenken die Spitzen der europäischen Vertreter zu unternehmen? Zudem besteht auch noch die Gefahr, dass sich Länder wie Syrien, Libanon und der Iran mit den moslimischen Brüdern solidarisieren. Die politischen Verhältnisse im Nahen Osten sind derzeit nicht gerade stabil, denn geheime Dokumente von WikiLeaks hatten die Beziehungen zwischen dem Libanon und Israel sehr geschwächt, musste man auch hier mit einer neuen Welle der Gewalt rechnen.
Die deutsche Botschaft hat inzwischen alle deutschen Touristen dazu aufgefordert, das ägyptische Land zu verlassen. Hetzjagden auf Journalisten sind in Kairo leider auch ein Bild des Geschehens, werden sie von Regimebefürwortern Mubaraks an der Ausübung ihrer Tätigkeit massiv gehindert, geschlagen und durch den Geheimdienst in den Hotels aufgesucht und eingeschüchtert. Den Menschen bleibt nur zu wünschen, dass sie die Kraft haben werden, demokratische Strukturen zu schaffen und der Einfluss radikal-islamischer Führer keinen Nährboden findet. Die Tourismusbranche wird sich jetzt nach neuen Stränden umschauen müssen, wenn das nur das kleinste Übel daran wäre! (eh)