„Getreten und gedemütigt“ schreibt die SZ am 14.12.2013. Ein junger Soldat wird von „drei jungen Zeitsoldaten“ traktiert und misshandelt, doch das Verteidigungsministerium und sogar der Wehrbeauftragte des Bundestages, Herr Königshaus schweigt zu den inzwischen öffentlichen Vorwürfen. Es geschah in der Werratal- Kaserne in Bad Salzungen, Thüringen- und wieder können Stimmen laut werden und sagen- typisch Osten. Denn immer wieder hatte es in Kasernen Sachsens und Thüringens Probleme gegeben. 2006 schreibt zum Beispiel der Spiegel:
Die Unteroffiziere sollen zwischen Juni und September 2004 zum Abschluss der Grundausbildung mit ihren Rekruten jenes grausame Spiel viermal gespielt haben, das sie „Geiselbefragung“ nannten. In einem Dusch- und in einem Kellerraum mussten die Rekruten kniend vor einer Wand verharren und wurden mit Wasser bespritzt . Einige sollen mit Stromstößen gequält worden sein.
Der Focus schrieb zum Beispiel 2010 zu einem Vorfall folgendes:
Die Beschwerde liegt dem in der Edelweiß-Kaserne untergebrachten Gebirgsjägerbataillon 233 seit dem 4. Februar vor. Demnach soll es mehrere Fälle sogenannter Aufnahmerituale unter den Soldaten gegeben haben, bei denen Bundeswehrangehörige dazu gezwungen worden seien, bis zum Erbrechen Alkohol zu trinken undrohe Schweineleber sowie Rollmöpse mit Hefe zu essen. Ältere Soldaten des Hochgebirgsjägerzuges hätten von jüngeren bestimmte Prüfungen verlangt, „um als echte Gebirgsjäger zu gelten“.
Der damalige Wehrbeauftragten des Bundestages, Reinhold Robbe, hielt die Angelegenheit offenbar von größerer Dimension und verlangte: „Wenn diese Rituale mit Körperverletzung im Zusammenhang stehen und wenn Rekruten, die ja unter dem besonderen Schutz des Dienstherren stehen, misshandelt werden, dann gilt hier null Toleranz, dann muss alles aufgedeckt werden.“ Geändert hat sich bis heute nichts. Die Bundeswehr ist und bleibt eine von vor allem jungen Männern dominiertes berufliches Umfeld. Nach meiner eigenen 14 jährigen militärischen Vergangenheit muss ich zugeben, dass sich Vorfälle dieser, oder ähnlicher Art auch zukünftig nicht vermeiden lassen. In einer Domäne, in der es um Macht, Dominanz, Befehl und Gehorsam und ein Stück weit Karriere geht, dann wird es auch in Zukunft Vorfälle dieser Art und Weise geben. Bisher haben alle Verteidigungsminister in einer Art Käseglocke gesessen und waren den Zwängen der Wirtschaft und Finanzen ausgesetzt. Ich finde, die Protokolle lesen von 1976 „Belehrung über das Aussageverweigerungsrecht bei der Vernehmung durch Feldjäger.“ vgl. Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten– Jahresbericht 1976; S. 19
Ich hatte im Berichtsjahr Veranlassung, mich mit der Vernehmungspraxis der Feldjäger zu befassen, die nach jetziger Regelung einen einer Straftat oder eines Dienstvergehen verdächtigen Soldaten bei der ersten Vernehmung nicht über sein Aussageverweigerungsrecht belehren. Gegen diese Praxis habe ich Bedenken.
Und 30 Jahre später wird im Jahresbericht des Wehrbeauftragten des Bundestages u.a. von 147 „Besonderen Vorkommnissen mit Verdacht auf rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund“ gesprochen. Nach Angaben des Berichtes wird dabei von 70 Prozent Wehrpflichtigen und freiwillig länger dienenden und zu 29 Prozent von Zeitsoldaten gesprochen. Auch in diesem Fall galt es als „Ehrensache“ des Wehrbeauftragten, diesen Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Im Ergebnis der heutigen Erkenntnisse, hatte sogar der MAD- der Militärische Abschirmdienst Kenntnis von rechtsradikalen Tendenzen und deckte sie gemeinsam mit dem BND.
Ein junger Mann, oder auch eine junge Frau, muss sich nach wie vor darüber in Klaren sein, dass mit dem Eintritt in die Bundeswehr nicht die „Karriere Bundeswehr“ beginnt. Ewig lockt das Geld, aber mit etwaigen Konsequenzen muss vor allem in einer von Männern und Waffen dominierten Welt gerechnet werden. Wie viele Charaktere, Ethnien, religiöse Hintergründe, persönliche Motivationen, private und berufliche Hintergründe stecken in einer militärischen Gruppe, die aus bis zu zwölf Soldaten besteht? Die Stärke einer Kompanie beträgt bis zu 140 Soldaten und allen Bedürfnissen und Wünschen soll der Kompaniechef gerecht werden?! Jeder aktive und auch ehemalige Soldat weiß um die Probleme, Sorgen, um die alltäglichen Kompromisse im Dienst. So wird sich am Bild einer Truppe und den Vorfällen innerhalb einer Armee und erst recht nicht der Bundeswehr, etwas ändern.