Geschichten leben von ihrer Recherche. Was muss ich als Journalist wissen und vorbereiten, damit meine Reise ohne Komplikationen angetreten und vor allem durchgeführt werden kann? Zunächst einmal muss ich wissen, welche politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in meinem Reiseziel vorherrschen. Handelt es sich um demokratische Strukturen, ist es eine Diktatur? Zu wem unterhält das Land zum Beispiel außenpolitische Verhältnisse und gibt es möglicherweise eine Botschaft oder Konsulat meines eigenen Landes?
- Welche Zahlungsmittel und Währungen werden im Land akzeptiert und wie bekomme ich Bargeld?
- Welche Einreisebestimmungen gibt es?
- Benötige ich ein Visum und wie ist das Antragsverfahren? Wichtig ist auf jeden fall, sich vor der Reise sämtliche Adressen und Telefonnummern der eigenen Landesvertretung zu notieren, um in Ausnahmefällen direkt Kontakt suchen zu können. Nicht jedes Land verfügt über eine durchgehende Vernetzung mit dem Internet und eine dortige Recherche wäre dann nicht möglich!
- Besitze ich nur einen Reisepass und ist dort vielleicht sogar ein Einreisestempel aus Israel? Vor der Einreise in ein arabisches Land sollte das zwingend kontrolliert werden, ideal ist der Antrag eines zweiten Reisepasses (Journalisten haben einen Anspruch darauf!).
- Erteilt das Einreiseland ein Visum vor Ort, oder muss ich es über ein Antragsverfahren im Heimatland beantragen?
- Die meisten Länder wollen beim Antrag eines Arbeitsvisums auch eine Bestätigung der Redaktion, für die man im Auftrag unterwegs ist. Als freier Journalist oft ein Problem! Wenn man einen guten Kontakt zu einer Redaktion unterhält, ist es oftmals kein Problem, dass diese die entsprechenden Akkreditierungsunterlagen auf ihren Namen ausfüllen.
- Im Reiseland ist es sehr oft von unschätzbarem Wert, wenn man sich als Journalist kenntlich machen kann. Zum einen können das Patches sein, die man über einen Klettverschluss anbringen kann und in verschiedenen Farben für kleines Geld erhältlich sind. Außerdem ist der Besitz eines internationalen Reisepasses hilfreich, da diese in nahezu allen Sprachen geschrieben sind, sollte die Verständigung in einem militärischen Checkpoint zum Erliegen kommen.
Neben all diesen Punkten darf man nicht vergessen, dass man vielleicht nicht in der Landessprache kommunizieren kann und im ungünstigsten Fall auch über keinerlei Kontakte vor Ort verfügt. Was kann man tun, wie muss ich mich verhalten? Da ist die Recherche vor Antritt der Reise nicht ganz unwesentlich. Über Twitter, Facebook & Co. lassen sich im Vorfeld die einen oder anderen Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen. Ein gesundes Misstrauen ist zwar auch gut, doch sollte man nicht sofort denken, dass es sich bei dem Gegenüber um den Geheimdienst oder Terroristen handelt. Ideal ist der Kontakt im Land zur jüngeren Generation. Sie sind im Idealfall allem Neuen gegenüber aufgeschlossen und man hat ggf. auch gleiche Interessen, über die man zunächst in ein Gespräch kommt.
- Achtung! Wenn man gezielt nach Herkunft, Arbeit, Einkünfte, Familie etc. gefragt wird, sollte das Gespräch ggf. auf die Landeskultur oder zunächst andere banale Dinge gerichtet werden. Zu intime Informationen machen angreifbar und sollten vermieden werden, so lange man den Menschen nicht gut genug kennt. Vertrauen ist ein Prozess, der nicht innerhalb von Tagen erreicht werden kann.
Aber keine Angst, eine gesunde Neugierde ist normal, wenn man sich in Regionen aufhält, in denen selten fremde Menschen erscheinen. Zudem ist die Ausrüstung, die man als Journalist mit sich trägt ein nicht ganz unwichtiger Punkt. In diesem Zusammenhang liegt es mir auch am Herzen kurz über Bekleidung zu sprechen. Ein sicher sehr umfangreiches Thema, dennoch hier nur kurz. Achtet bitte darauf, durch eure Kleidung nicht zu sehr bzw. sofort aufzufallen. Niemand trägt zB. in Afghanistan einen Anzug, es sei denn, man ist zu Besuch in Kabul im Ministerium. Aber auch da gibt es Ausnahmen im Dress Code. Ebenso ist es ein absolutes tabu, sich im Military- Look in einem Land zu bewegen, in dem es einen Krieg o.ä. gibt. Vor allem Europäer werden sehr oft für amerikanische oder britische Staatsbürger gehalten. Viele, vor allem muslimische Staaten sind diesen beiden Ländern nicht unbedingt wohlgesonnen gegenüber. Daher ist eine schlichte Bekleidung, die dann auch den landestypischen Witterungsverhältnissen angepasst ist, sehr sinnvoll und zweckmäßig.
Meine eigenen Reisen führen mich zum Teil in Länder bzw. Gebiete, die durch Krisen oder sogar einem Krieg geprägt sind. Es muss aber nicht zwingend dieser Bereich des Journalismus sein, denn auch bei einer Vielzahl anderer Reisen kann es zu Verletzungen kommen, die einer Erstversorgung bedürfen. Tierbisse, Schnitte, Schürfungen, Pressungen oder sogar Brüche können auftreten und oft ist der nächste Arzt viele Kilometer entfernt. Was kann ich also auch hier tun, um mich entsprechend vorzubereiten? Reist man allein oder maximal zu zweit, ist es wichtig, sich vor Antritt der Reise auch darüber Gedanken zu machen. Nicht jedes Land verfügt über ein Netz an Apotheken, geschweige denn ärztlicher Notfallversorgung. Aber auch hier kann man sich für wenig Geld ein Päckchen zusammen stellen, um im Notfall gerüstet zu sein.
Folgende Ausstattung ist daher von militärischen Combat- Medics empfohlen:
- mindestens einen Notverband, der zugleich eine Nicht- klebende Verbandkompresse, eine Direktdruckbandage, ein sekundärer steriler Verband und eine Schlinge ist,
- Turnekee, auch Israelibandage genannt, zum Abbinden bei starken Blutungen an Arm und Bein,
- mindestens zwei Rettungsdecken,
- einem Sam Splint, einer formbaren Immobilisationsschiene, bei starken Prellungen oder Knochenbrüchen,
- Plaster und auch selbstklebende Strechverbände sind unbedingt im Gepäck mitzuführen.
Achtet bitte bei eurem Verbandmaterial darauf, dass militärische Rückschlüsse vermieden werden, denn worst case – es kommt zu einer Festnahme, kann dies eine Rechtfertigung, als Journalist zu recherchieren deutlich erschweren! Wie wichtig die sanitätsdienstliche Ausbildung für Journalisten ist, habe ich schon mehrfach deutlich gemacht. Leider kommt die Einsicht immer erst dann, wenn es zu einem Vorfall gekommen ist. Einen Erste Hilfe- Kurs bekommt man zum Beispiel bei den Johannitern für 30€. Und wie sieht es mit dem Impfstatus aus?
- Welchen Impfstatus benötige ich in meinem Reiseland? Informationen kann man dazu über das Auswärtige Amt einholen, oder u.U. auch beim Hausarzt.
- Ist mein Impfpass auf dem neuesten Stand und gibt es Impfungen, die vielleicht schon abgelaufen sind?
- Besonders in Ländern, in denen Malaria ein Thema ist, sollte unbedingt vor Antritt der Reise mit dem Arzt gesprochen werden, denn einige Medikamente führen zu erheblichen Nebenwirkungen!
Aber keine Panik, wenn ihr euch lange genug Zeit dafür nehmt, vielleicht eine Checkliste dazu erstellt, dann steht dem Erfolg in diesen Punkten nichts im Weg. Sollten noch Fragen offen sein, so könnt ihr mir jederzeit eine Email schreiben.