25 Jahre nach den blutigen Auseinandersetzungen von 1975 bis 1990 im Libanon steht das tief gespaltene Land erneut kurz vor der Explosion. Seit März 2011 bekommt der Libanon die Auswirkungen des Konflikts im Nachbarland Syrien mit ganzer Wucht zu spüren: Straßenkämpfe, Autobomben, Grenzkonflikte – die Aufstände in Syrien schüren auch die Polarisierung der libanesischen Gesellschaft. Die Kluft zwischen sunnitischen Rebellenanhängern und regimetreuen Schiiten vertieft sich.
Durch ihr militärisches Engagement mit der Armee von Präsident Baschar al-Assad zog sich die schiitische Terrormiliz Hisbollah den Zorn vieler Sunniten zu. Radikale Islamisten sind in Syrien auf dem Vormarsch und finden immer mehr Anhänger für ein größeres Gegengewicht zu Hisbollah. Spontane Gewaltausbrüche zwischen den beiden Lagern erschüttern das Land.
Die Auseinandersetzung zwischen Sunniten und Schiiten spaltet auch die Gemeinschaft der libanesischen Christen. In einem Land, in dem Gewalt gegen Minoritäten an der Tagesordnung ist, sorgen sie sich um ihr Schicksal. Die einen glauben Schutz bei der Hisbollah zu finden, die anderen versammeln sich um die gemäßigten Sunniten.
Der massive Zustrom syrischer Flüchtlinge löste im Libanon zudem eine nie dagewesene humanitäre Krise aus: 1,5 Millionen Syrer – was zahlenmäßig einem Drittel der libanesischen Bevölkerung entspricht – leben in Flüchtlingslagern oder Notunterkünften, zumeist in der östlichen Region Bekaa. Innerhalb von drei Jahren verdreifachten sich die Einwohnerzahlen in libanesisch-syrischen Grenzstädten wie zum Beispiel Arsal. Die Städte stoßen an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität und es entstehen Spannungen zwischen Libanesen und Flüchtlingen.
Seit August steht der Libanon noch vor einem weiteren Problem: Die ständigen Angriffe der Dschihadisten der Al-Nusra-Front und der Terrormiliz Islamischer Staat auf die libanesischen Truppen in der Stadt Arsal. Dutzende Soldaten wurden bereits getötet oder verschleppt. Kann der Libanon dem gegenwärtigen Druck standhalten oder verfällt der Staat erneut ins Chaos?
Die in der libanesisch-syrischen Grenzregion und in den Städten Tripoli und Beirut gedrehte Dokumentation erklärt die Umbrüche und Herausforderungen in dem von den regionalen Spannungen geprägten Libanon. Die Aussagen von Politikern und Religionsführern veranschaulichen die gesellschaftlichen Gräben und die Zerrissenheit des Landes. Dabei entsteht das Porträt eines Landes, das in einer unüberwindlichen Instabilität gefangen scheint.