Der Münchner Nutzfahrzeug- und Bus-Hersteller fordert inzwischen das, was sich wohl bislang viele Bundesbürger insgeheim gewünscht hatten. Die Schuldigen am wirtschaftlichen Misserfolg, korruptionsverantwortliche und Unternehmensdesinteressierte zur Verantwortung zu ziehen, und zwar dort, wo es am meisten weh tut! Am eigenen Geldbeutel! In der Schmiergeldaffäre im Siemens-Konzern wurden von Heinrich von Pierer, dem langjährigen Vorstandschef fünf Millionen Euro Schadensersatz gefordert. Im Hinblick auf den tatsächlich von ihm verschuldeten Schaden von 2,5 Milliarden Euro, eine wohl eher obligatorische Summe. Bei der BayernLB und der SachsenLB sollen ähnliche Summen von den verantwortlichen Vortsandsmitgliedern gefordert worden sein, aber auch hier nichts im Gegenzug zur tatsächlich verlorenen Summe.
Der Staat hatte hier eingegriffen und es wurden „Rettungspakete“ durch Bund und Länder „gestrickt“. Bei der WestLB gaben sich lediglich die Vorstände die Klinke in die Hand, Abfindungen wurden gezahlt. Wobei in diesem Unternehmen suggeriert wurde, dass schon kurz nach der Finanzkrise Gewinne in Millionen Höhe erwirtschaftet wurden. Ferdinand Piëch, derzeitiger Chef des Aufsichtsrates im MAN-Unternehmen zieht nun alle Register, um den Ruf des Konzerns zu schützen. Eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 237 Millionen Euro sollen schon beim Ex-Vortsandsvorsitzenden Hakan Samuelsson (59) eingegangen sein, mit angefügter Kontonummer für die Überweisung. Der ehemalige schwedische Konzernchef soll somit die geforderte Summe aus privater Tasche zahlen. Da stellt sich dem Leser doch die Frage wie das funktionieren soll. Haben Verantwortliche in diesen Funktionen tatsächlich ein Vermögen angehäuft, was sie in die Lage versetzt, diese für einen „normalen Angestellten“ kosmische Zahl zahlen zu können. Wer kontrolliert diese Sanktionen?
Die Münchner Staatsanwaltschaft soll darüber informiert sein, so die „Süddeutsche Zeitung“ und zudem 150 Millionen Euro kassiert haben, da sie den Korruptionsfall aufgedeckt habe. Bei MAN sind in den vergangenen Jahren Schmiergeldzahlungen geflossen, um den Verkauf von LKW und Bussen, sowie den Kauf und Verkauf von Industrieanlagen im Ausland anzukurbeln. Es bleibt zunächst offen, welche weiteren Schritte konzernintern unternommen werden, um das verloren gegangene Geld wieder einzufordern, ganz abgesehen vom Ruf der Firma, der dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Der Blick muss inzwischen nicht mehr in benachbarte Länder Europas gerichtet werden, wenn es um Korruption und Schmiergeld geht. Namenhafte und international agierende Firmen, die in diesem Sumpf tätig sind, kommen auch zunehmend aus Deutschland. Ist das der Preis der Globalisierung? (eh)