Seit der Amtszeit von Karl Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister und den vergangenen Unruhen im Hamburger Schanzenviertel wird immer wie Frage diskutiert, wie man eigentlich der Frage der Anerkennung der eingesetzten Beamten gerecht wird. Ethisch und auch moralisch wird diskutiert, Sinn und Zweck debattiert. Gesellschaftlich kann und vor allem muss man sich dieser Frage stellen, denn sowohl Bundeswehr, als auch Polizei sind Institutionen, die nicht rationalisiert werden können. Im folgenden darf diskutiert werden, in welchem Umfang die Aufgaben Grenzen erreichen oder erreicht haben. Jedoch nicht, welchem Druck, welchen Herausforderungen sich die eingesetzten Personen gestellt haben. Ist es ein gesellschaftliches Phänomen? Warum muss sich ein Beamter der Feuerwehr, des THW oder anderer Einsatz- oder Rettungskräfte diesen Fragen nicht stellen? Sicherlich, weil sie eine helfende, offensiv dienstleistende Instanz darstellen. Sie treten in Erscheinung, wenn es die Not Dritter gebietet, wenn Menschenleben in Gefahr ist. Feuer, Herzversagen, Verletzte eines Verkehrsunfalles oder humanitäre Grundversorgungen stehen hier bei vielen Bürgern im Vordergrund, wenn es sich um die Erste Hilfe handelt. Andere Dienstleister der Gesellschaft werden da eher in den Hintergrund verdrängt, da sie auf den ersten Blick keinen Mehrwert des eigenen Lebens darstellen. Stellt die Polizei und die Bundeswehr einen Mehrwert der Gesellschaft dar und wo sind sie überhaupt Dienstleister? Würde man an diesem Punkt einen Querschnitt durch die Gesellschaft ziehen, bekäme man mit einer sehr großen Sicherheit sehr unterschiedliche Argumente. Aber an dieser Stelle bitte noch einmal alles auf Start.
Die Gründe, sich für einen bestimmten Beruf zu entscheiden, können ganz unterschiedlicher Natur sein. Der Vater, die Mutter, die freiheitlich- demokratischen Grundwerte zu verteidigen, den Dienst für das Wohl der Gesellschaft oder die Abenteuerlust standen Vorbild. Tenor ist aber, dass Brüder, Schwestern, Töchter und Söhne, Ehemänner und -frauen in diesen Berufen ihren „Mann“ stehen. Sie alle haben einen Beruf gewählt, der sie selbst an Grenzen führt, die sie zuvor nicht kannten. Sie alle gehen Wege, denen sich sich in ihrer beruflichen Laufbahn nicht verschließen können. Natürlich ist es legitim einen Diskurs einzugehen und zu hinterfragen, warum jetzt der Koffer gepackt wird und der Flug in Kabul oder Termez endet. Es ist auch legitim zu hinterfragen, warum der Helm, der Schlagstock und das Schutzschild verstaut wird und ein ungewisser Einsatz bei einer Demonstration bevor steht. An dieser Stelle hinterfragt aber niemand in einem kosmetischen Verkaufsraum, ob die angepriesenen Produkte frei von Tierversuchen sind, oder ob es in einer Autovermietung normal ist, dass Kunden einem Betrug durch den Vermieter unterliegen, wenn sie eine Fahrzeugmiete mit einer „Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung“ abschließen?
In vielen Fällen werden negative Prozesse als Verallgemeinerung dargestellt, weniger als berufliche Notwendigkeit. Beamte, dies impliziert allein der Terminus, führen keine selbstständigen und eigenverantwortlichen Tätigkeiten durch, sie werden durch eine parlamentarische Instanz geführt und gesteuert. An dieser Stelle halte ich es daher für falsch und höchst kriminell, persönlich auf jene zu zu gehen, die in Ausübung ihres Dienstes in Uniform stehen und Steine auf sie zu werfen, oder sie als „Mörder“ zu betiteln. Durch persönliche Kontakte, aber auch nicht zuletzt durch eigene Erfahrungen kann ich bestätigen, dass bestimmte Tätigkeiten keine gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Woran liegt es, dass in Deutschland ein „Cop“ oder Soldat verachtet wird? Sicherlich hat es tiefgehende Gründe, denen man an dieser Stelle analytischer begegnen muss, aber schauen wir gemeinsam über den Tellerrand in Europa, können Unterschiede erkannt werden. Grundsätzlich ist Respekt vor dem Handeln Dritter der Ursprung für ein Wohlwollen oder eine Ablehnung. Dienstliche Belange und Erfordernisse verlangen auch oft bei dem Betroffenen selbst den „Sprung“ über eine Hürde, wohlwissend, die eigene Familie zu belasten. Statistiken beweisen an dieser Stelle, dass eine hohe Scheidungsrate, Suizide, Alkoholmissbrauch, Depressionen oder Burn-out die Folge für Leidenschaft im Beruf stehen. Kritiker mögen an dieser Stelle argumentieren, sie haben alle den falschen Beruf gewählt, aber dem ist nicht so. Sie alle haben genau den Beruf gewählt, den sie mit Herz und Leidenschaft ausüben, mit der Gewissheit, auch an Grenzen zu stoßen.
Was ist nun Anerkennung? Vielleicht ein freundliches Wort, ein anerkennender Blick, ein freundliches Lächeln? Ich spreche mich an dieser Stelle persönlich als langjähriger Soldat gegen Urkunden, Medaillen und Orden aus, denn sie stellen kein repräsentatives Mittel dar. Der offene Diskurs, die zwischenmenschliche Konfrontation sollte als Mittel der Diskussion um Anerkennung das Maximum darstellen. Steine, Bengalos, Farbbeutel oder Hass- Tiraden sollten daher in einem gesellschaftlich gefestigten Konstrukt der Vergangenheit angehören.