
Der Markt unterhalb der Zitadelle in Erbil
Ich hatte es jüngst schon auf Facebook angekündigt und möchte euch kurz erklären, was es eigentlich geopolitisch und auch -strategisch bedeutet, Kurdistan lediglich als autonome Region wahrnehmen zu können. Einigen unter meinen Lesern ist sicherlich noch geläufig, als vor 20 Jahren Kurden zu bundesweiten Demonstrationen aufgerufen hatten. Bekannt wurde seither die kurdische Arbeiterpartei PKK, die sich im Schwerpunkt im kurdisch-türkisch befindet. Inzwischen werden Anhänger der Partei durch den türkischen Präsidenten Erdogan als terroristische Organisation verfolgt und auch militärisch bekämpft. War es das jetzt mit den Kurden? Natürlich nicht, denn diese ethnische Gruppe ist auf inzwischen vier Staaten verstreut und sucht seit vielen Jahrzehnten nach einem Platz, um sich in friedlicher Autonomie niederlassen zu können. Syrien ist seit nunmehr vier Jahren im Chaos und Krieg versunken, die Türkei verfolgt Kurden und auch potentielle Anhänger und auch der Islamische Staat (IS) als Terror-Organisation sind gänzlich gegen eine einheitliche Lösung. Inzwischen muss man die jahrzehntelange Entwicklung gleich dem des Problems der Zweistaatenlösung zwischen den Palästinensern und Juden verstehen.

kurdische Teppichkunst
Historisch müssen sich allerdings die Europäer die „Schuhe“ anziehen und in Scham versinken, denn ihnen ist der grundlegende Konflikt im Nahen Osten zu verdanken. Aber wie steht es denn nun um die Entwicklung „Kurdistans“, dem autonomen Gebiet im Irak? Wer schon einmal das Land bereist hat wird sagen: Es war heiß, beeindruckend und gastfreundlich. Die Kurden im Nordirak grenzen sich inzwischen sehr deutlich von den Arabern aus dem südlichen Irak ab. Sie tragen stolz ihre eigene Flagge, haben eigene Verwaltungs- und präsidiale Strukturen und auch anhand der Kfz- Kennzeichen wird deutlich unterschieden.

auch Frauen kämpfen Seite an Seite der Männer
Kampfgeist beweisen immer wieder die sagenumwobenen Peshmerga. Sie gelten in der Bevölkerung als die Kämpfer, denen es in die Wiege gelegt wurde, für Freiheit und Gerechtigkeit der Kurden zu kämpfen. Sie werden geachtet und auch geehrt, nicht mit dem der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu vergleichen. Allerdings muss man verstehen, dass es unter den Kurden selbst inzwischen unterschiedliche Ansichten zum Thema „Freiheit und Unabhängigkeit“ gibt. Türken, Syrer, Iraker und Iraner müssen daher langfristig an einen Tisch finden, um ihren Ansprüchen Gehör zu verschaffen. Die aktuellen politischen und geostrategischen Interessen der Türkei, Syriens, Russlands und der USA sind mehr als kontraproduktiv, um einen Frieden und vor allem eine gesellschaftliche Übereinkunft der kurdischen Gemeinschaft zu schaffen. Dennoch hört man, egal aus welcher geografischen Richtung: Biji Kurdistan! Freiheit für Kurdistan! Dem Frieden willen ist es ihnen und auch allen anderen Glaubensgemeinschaften, wie den Palästinensern zu wünschen!
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