Syrien im Frühjahr des Jahres 2011. Die Oliven- und Feigenbäume beginnen zu blühen und normalerweise gehen die Menschen hier ihrer „normalen“ Geschäftigkeit nach, welche wohl nicht gerade von dem der islamischen Bruderstaaten zu unterscheiden ist. Man würde Männer in Cafés sitzen sehen, Marktstände wären aufgebaut und verhüllte Frauen gingen zügig mit ihren Kindern ihrers Weges. Aber in diesem Jahr ist alles anders. In Mauretanien, Ägypten, Tunesien, Libyen, Marokko, Bahrain, Jemen, Iran, Jordanien und Algerien werden die Proteste gegen die Regierenden weiter fortgesetzt. Es kommt uns Mitteleuropäer geradewegs so vor, als würden diese Menschen ein neues Zeitalter beschreiten wollen. Unterdrückung, Terror, Folter und Mord waren in einigen dieser Länder der „gute Ton“ der Mächtigen und setzte sich sogar über Generationen der Clans fort.
Wir sind in Syrien, dem wunderbaren Land zwischen Mittelmeer und Tigris, zerschnitten durch den Fluss Euphrat, welches schon den Römern und Alexander den Großen gehörte. Hinweg von der Geschichte, hin zur Gegenwart, denn inzwischen werden große Geschütze aufgefahren- sprichwörtlich. Diktator, Clan-Chef und Regierungsoberhaupt Baschar al-Assad hat beschlossen, seine Macht weiterhin über das syrische Volk auszuüben und geht inzwischen mit dem gepanzerten Militär gegen die eigene Bevölkerung vor. Aber was macht Syrien in den Stunden des Terrors und Gewalt zusätzlich so interessant? Der derzeitig amtierende Staatschef Baschar al-Assad, trat im Jahr 2000 sein Amt als Nachfolger seines Vaters Hafis al-Assad an. Bürgerrechte wurden schon damals mit Füßen getreten und dieses Erbe wurde erfolgreich übernommen.
Verworrene Strukturen für außenstehende, denn der Clan al-Assad gehört zu den Alawiten, die wie die Religionsgruppe der Drusen zu einer islamischen Sekte und Minderheit gehört. Aus dieser ethnischen Gruppe werden derzeit Soldaten rekrutiert, die gegen die sunnitische Bevölkerung vorgehen sollen. Jedem dürfte bis hierher klar sein, dass eine militärische Einheit, bestehend aus sunnitischen Männern kaum gegen eigene Brüder und Schwestern vorgehen würde. Die schiitischen Alawiten, Drusen, Tscherkessen, Kurden und eine Minderheit der Christen sehen sich in diesen Stunden in einem Bündnis mit dem syrischen Herrscher vereint. Denn all diese Minderheiten wollen eine Regierung durch arabische Sunniten verhindern, wurden sie doch im vergangenen Jahrhundert allzu sehr unterdrückt. Und weiter geht es auf der Reise durch den Nahen Osten. Wir fahren von Damaskus nach Jerusalem, denn auch hier gibt es eine syrische Verbindung. Syrien unterstützt schon seit vielen Jahren die radikale Hamas, eine palästinensische sunnitisch-islamistische paramilitärische Terrororganisation in Gaza.
Diese Unterstützung wird nach Aussagen der al-Assad Regierung so lange aufrecht erhalten werden, so lange Israel die Golanhöhen besetzt hält. Diese Besatzungzone wird seit dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Syrien und Isreal 1967 als Pufferzone genutzt, auch als 1981 der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen diese Annexion Israels als „null und nichtig“ erklärte (Resolution 497). Die Welt schaut zu, ob Isreal illegal ihre Siedlungspolitik betreibt, oder ob in Syrien Menschen getötet werden. Amerika, Israel, Europa, Iran und Freunde der Hisbollah, sowie der Hamas sind sich insgeheim einig, sie haben Angst vor dem, was nach einer Entmachtung des al-Assad Clans kommen würde. Zur Auswahl stehen radikal-islamistische Kräfte, die sehr stark versuchen werden, ihren Einfluss weiter auszuweiten, demokratische Einflüsse und vor allem ethnisch-religiöse Probleme. Es ist nicht absehbar, ob ein besseres Zeitalter im Nahen Osten anbrechen würde, beim Betracht all dieser Fakten. Untätig zuschauen? Nein! Wurde doch allzu oft weg geschaut. In memory on Rafik Hariri, the last great Prime Minister of Lebanon. (eh)