Meine vergangene Recherche führte mich wieder einmal in den Irak. In das Land, welches seit dem vergangenen Krieg der US-amerikanischen Bündnispolitik im Chaos versunken ist und sich dort der Terrorstaat des IS gründen konnte. Soweit, so gut. Doch bin ich nicht in Bagdad gelandet, sondern in Erbil. Es handelt sich hierbei um die so genannte Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion des Irak, welche sich in knapp 380 Kilometer Entfernung, bzw. in fünf Autostunden von Bagdad im Norden des Irak entfernt befindet. Flüge gibt es von Deutschland ab Frankfurt oder Berlin, zumindest sind es die populärsten Abflugsorte. Die ethnische Population im Land gliedert sich in Araber (Sunniten und Schiiten), Kurden, Aramäer und einigen kleineren ethnischen Gruppen auf. Die kurdische Glaubensgemeinschaft wurde in der Zeit um die Jahrhundertwende des 20.Jahrhunderts durch die alliierte Gemeinschaft der Briten und Franzosen getrennt, wodurch sich die ethnische Spaltung auf die Länder des heuten Irak, des Iran, Syriens und der Türkei erstreckt. Seither gab es immer wieder politisch geprägte Bemühungen, dass es ein gemeinsam geführtes und autonomes Land der Kurden gibt. Allerdings muss man klar feststellen, dass weder der syrische Machthaber Bashar al-Assad, noch der türkische Präsident Erdogan willens sind, politische Einflussbereiche und erst recht nicht geografische Zugeständnisse an einer, aus ihrer Sicht, Minderheit abzugeben. Im Irak verlief der Prozess zur Autonomie jüngst in den 1970er Jahren. Damals im Zuge politischer Ereignisse unter dem ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Diese Autonomie hat bis heute Bestand, wobei man deutlich machen muss, dass es bislang keine Anerkennung durch die internationale Staatengemeinschaft gibt.
Es handelt sich vielmehr um eine Duldung, die geostrategisch und vor allem ökonomischen Ursprung zu haben scheint. Abgesehen von der Gebietsabtretung durch die schon genannten Staaten, befürchten internationale Interessen möglicherweise einen wirtschaftlichen Nachteil durch die großzügigen Ölquellen im Nordirak. Das Konfliktpotential im Bezug auf das Thema Kurden ist einfach zu groß, um eine pauschale Aussage zur Konfliktlösung beitragen zu können. Präsident Erdogan z.B. lässt nichts unversucht, um sich militärisch und politisch gegen die Kurden im eigenen Land zu wenden, in Syrien herrscht das Chaos des Bürgerkrieges und der Terror des islamischen Staates. Im Nordirak ist man unterdes gefühlte Lichtjahre voraus, denn eine autonome Verwaltung, Regierung und militärische Präsenz zeugen auch von internationaler Anerkennung, wenngleich sie nicht im UN-Sicherheitsrat verbrieft wurde.
Durch den Kampf gegen den IS haben sich inzwischen mehrere Staaten der kurdischen Autonomie angeboten. Neben den Briten, der USA ist auch Deutschland sehr aktiv in Kurdistan. Das Bundesverteidigungsministerium hat durch den Beschluss des Bundestages ein kleines militärisches Engagement im Land. Neben Waffen wurden hier auch deutsche Ausbilder zur Verfügung gestellt.
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