SPIEGEL-Online untertitelte heute in seinem Beitrag zum Konflikt im Nordirak, dass die Kämpfer/ Soldaten der Peschmerga eine „altertümliche Armee“ sei. Für jeden Leser eine auf den ersten Blick plausible Randbemerkung, allerdings mit einem manifesten Nachgeschmack. Erst vor ein paar Wochen reiste ich mit Enno Lenze in den Norden des Irak, um uns persönlich ein Bild von der Situation vor Ort zu verschaffen. Dabei begegneten wir zunächst einem ganz anderen Bild, als es uns aus den deutschen Medien zuvor vermittelt wurde. Einer der gewonnenen Eindrücke ist, dass es sich bei den Peschmerga keinesfalls um eine altertümlich dahergelaufene Truppe handelt, die mit Karabinern aus dem ersten Weltkrieg als David gegen Goliath kämpfen. Sie sind eine über viele Jahre hinweg gewachsene und auch erwachsene Truppe. Diszipliniert, gut ausgebildet und vor allem- freundlich. Ich habe selbst in meiner langjährigen Dienstzeit als Soldat wenig so ausgesprochen freundliche und offene Soldaten getroffen. Auf unserer Reise besuchten wir u.a. das Airfield in Kirkuk, welches nur wenige Tage vor unserer Ankunft von der irakischen Armee gesichert wurde. Die Bilder haben sicherlich noch einige LeserInnen in Erinnerung, denn wir sahen verlassene Militärfahrzeuge und Uniformteile. Aber viel wesentlicher ist hier die kurdisch besetzte Verteidigungslinie gegen die ISIS zu nennen. Mit leichten Panzerfahrzeugen, Artilleriegeschützen, Scharfschützen und Maschinengewehren haben sie sich erfolgreich zur wehr gesetzt. Bei einer weiteren Reise fuhren wir nach Dohuk, einer kleinen Stadt, nahe der türkisch-syrischen Grenze. Auch dort haben wir einen Militärstützpunkt der Peschmerga besucht, die aktiv in Syrien gegen die Truppen der ISIS kämpfen. Bei unserem Besuch sprachen wir nicht nur mit dem General Sheik Ali, der uns ein exklusives Interview gab. Auch hier haben wir fast ausnahmslos gut ausgebildete und vor allem junge Soldaten gesehen und mit ihnen gesprochen. Ich möchte also aus der eigenen, der persönlichen Erfahrung und Wahrnehmung davon Abstand nehmen und das gesetzte Bild der Peschmerga im SPIEGEL nicht bestätigen. Sie sind hoch motiviert und haben einen ganz besonderen Rückhalt in der Gesellschaft. Es ist für viele eher eine Ehre dort zu kämpfen, als ein notwendiges Übel. Sie kämpfen für ein unabhängiges Kurdistan im Norden des Irak und haben kein Interesse auf Expansion. Sie haben ihren Platz in ihrem Volk eingenommen und verteidigen die Interessen gegen den Einfluss von außen.