Beirut, Landeshauptstadt des Libanon, trägt viele Gesichter. Eines davon sind unerwarteter Weise die Anzahl der Bevölkerung, die christlichen Glaubens sind. Christen, in einem Land, welches von einer moslimischen Bevölkerung dominiert wird. Beirut ist die konfessionell vielfältigste Stadt des Landes und des Nahen Ostens überhaupt. In dieser Stadt leben und arbeiten Christen (Maroniten, Griechisch-Orthodoxe, Syrisch-Orthodoxe, Syrisch-Katholische, Armenisch-Orthodoxe, Armenisch-Katholische, Römisch-Katholische und Protestanten), Muslime (Sunniten und Schiiten) sowie Drusen nebeneinander. Der Norden von Beirut überwiegend von Sunniten und Christen bewohnt, der Osten Beiruts ist überwiegend von Christen, der Westen überwiegend von Sunniten. Im Süden der Stadt leben überwiegend Schiiten.
Bei einem Streifzug durch die Hauptstadt fällt dem Besucher sofort auf, dass es zahlreiche Kirchen für die unterschiedlichen Konfessionen der Christen gibt. Daher steht auch die Frage nahe, wie feiern Christen im Nahen Osten die Geburt Jesus Christus? Gibt es solche Feierlichkeiten in diesem Land und dieser Stadt überhaupt? In der Tat ist es mit den Festen in Europa vergleichbar, wird hier allerdings erst am 25. Dezember gefeiert. Das Stadtbild ist an vielen Orten geprägt durch weihnachtliche Symbole, wie dem Weihnachtsbaum, geschmückt mit Kugeln und einer Christbaumspitze. In den Passagen des Stadtteils Nejmeh kann man zudem auch Weihnachtslieder vernehmen, zum Teil die bekannten amerikanischen Versionen von „Merry Christmas“, oder ähnlich klingende Lieder, allerdings, in arabischer Sprache. Es erweckt natürlich den Anschein, hier auch den komerziellen Aspekt nicht aus den Augen verloren zu haben. Erstaunlicherweise gibt es in Beiruts Straßen ein Ladengeschäft, in dem ausschließlich weihnachtliche Accessoires zum Verkauf angeboten werden. Europäische, gar deutsche Verbindungen lassen sich dabei herstellen. Und wie wird das Fest gefeiert? Ebenso ähnlich wie bei uns in Deutschland.
Die Kirchen sind gefüllt mit Gläubigen, die am Feiertag Jesu Geburt in die Kirchen strömen. Mit einem einzigen Unterschied. Schwer bewaffnet werden diese Kirchen durch Polizei und Sicherheitsdienste bewacht und die Gäste auf mögliche Sprengladungen untersucht. Seit dem Anschlag auf den ehemaligen Staatschef Hariri ein alltägliches Bild im Libanon. In den Kirchen wurde dann, entsprechend der Konfession und religiösen Abläufen das Fest zelebriert, auch Beiruter TV-Sender hatten einige feierliche Messen übertragen. Einige tausend Kilometer entfernt, eingebettet in eine arabische Kultur mit Moscheen, dem mehrmaligen Ruf des moslimischen Geistlichen zum Gebet ist Weihnachten in Beirut so fern und doch so nah. (eh)