Jetzt würde ich zu gern in eure Gesichter schauen, nachdem ihr gelesen habt, dass ich weg bin. Zugegeben, es kann sich ja jetzt um alles mögliche handeln. Der Lottogewinn, der alles verändert und alles möglich zu machen scheint. Eine Weltreise, die es ermöglicht, Hamburg zu verlassen. Oder ist es die Umsetzung einer Ausreise, dem Aufenthalt im Ausland?
Weit gefehlt, und all jene muss ich jetzt leider zutiefst enttäuschen, die dachten, ich hätte den Jackpot geknackt. Im übrigen funktioniert das doch auch nur, wenn man Lotto spielen würde. Es ist etwas vollkommen anderes passiert, was auf den ersten Blick vielleicht wenig spektakulär erscheint, als es sich für mich jetzt entwickelt. Mir wurde am Abend des 09.Oktober 2017 in der U-Bahn in Hamburg das wohl wichtigste Kommunikationsmittel, das Mobiltelefon entwendet. Oder sagen wir, ein unbekannter freundlicher Mitbürger hat dazu beigetragen, dass eines meiner privaten Gegenstände unrechtmäßig den Besitzer gewechselt hat. Jeder von euch hätte sicherlich gleich oder ähnlich reagiert. Dramatische Szenen hätten sich ereignet, Tränen wären geflossen. Strafanzeige, Suchanfragen, eben das volle Programm.
Doch genau jetzt habe ich mich gefragt, was wäre, wenn ich nun genau diesem Umstand geschuldet ein Experiment starte. Ich kündige den noch bestehenden Mobilfunkvertrag und steige aus der Welt des ewigen erreichbar seins aus. Genau, ich verzichte auf die angeblich so monumentale Digitalität und Mobilität. Selbstverständlich habe ich schon jetzt festgestellt, dass es mich etwas im Alltag einschränkt. Zum Beispiel kann ich kein Carsharing mehr nutzen, da sich alles über eine App auf dem Smartphone abgespielt hat. Das ach so wichtige Whatsapp ist nun nicht mehr möglich und lässt mich inzwischen etwas durchatmen.
Wie soll nun mein Leben weiter gehen? Wie gestaltet sich mein Alltag sowohl privat, als auch beruflich? Nun ja, zusammengefasst ist das doch recht einfach, stellt man sich bewusst die Frage wie nun zukünftig kommuniziert werden soll?
- In einem persönlichen Gespräch (was natürlich in Anbetracht der Digitalisierung schon sehr oldschool wirkt)
- Per Email, denn viele meiner Korrespondenzen haben hier ihren Ursprung und ihren Erfolg
- Via Festnetz und hier werden wohl einige erschrocken auf die Zeilen schauen. FESTNETZ ?? Was war das noch?
- Die gute alte Post, die es sogar möglich macht, Schriftstücke auf Papier zu versenden und zu empfangen.
- Wer kennt noch Skype? Ich liebe es zu skypen, denn es bietet wirklich alle Möglichkeiten der Kommunikation und des Austausches.
Ich bin also sehr zuversichtlich, dass mich dieses Experiment positiv überraschen wird, denn wenn ich zurückschaue, merke ich diese klitzekleine Befreiung. Erst heute habe ich bewusst die Menschen im ÖPNV beobachtet, wie sie wie in Trance mit ihren Smartphones in der Hand den Bus oder die S-/ U-Bahn betreten, dort verweilen und sie dann exakt so auch wieder verlassen. Vier Personen sitzen sich gegenüber und niemand lächelt sein Gegenüber an, geschweige denn, dass dieser auch nur im Ansatz beachtet wird. Jeder scrollt und schreibt, telefoniert und geht seinen wichtigen Aktivitäten nach. Mir ging es wohl ähnlich, so bedauerlich das auch klingt.
Ich bin also gar nicht weg, so wie ich es euch angekündigt habe! Ich bin genau hier, da wo ich auch vorher gewesen bin. Man muss lediglich ein paar Abstriche machen, um mit mir kommunizieren zu können. Und wenn es ganz schräg läuft, muss man sich mit mir treffen. Das allerdings setzt jetzt natürlich eine 100 prozentige Verbindlichkeit voraus, da ich eine kurzfristige Änderung nicht mehr empfangen werde.
P.S. Bitte diskutiert mit mir darüber, denn ich bin wirklich sehr gespannt darauf, wie ihr in meiner Situation reagiert hättet. Ist mein Experiment sinnvoll, oder zum scheitern verurteilt? Wird es möglicherweise dazu führen, dass ich Kontakte verliere, oder sie sich festigen?
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