Heute am 12. September 2012 erschien in der taz ein wirklich schockierender Beitrag. Raphael Thelen und Susanne Knaul berichten über Flüchtlingsdramen, die sich in Israel abspielen. Es geht um Text um Schicksale, Menschen die ihrem brutalen und ausweglosen Leben ein neues Ziel gegeben haben. Arbeit und in Frieden leben, mehr wollen sie nicht. Es klingt banal, aber sie kommen aus Ländern und Regionen Afrikas, in denen Bürgerkrieg, Hunger und Elend an der Tagesordnung ist. Sie kommen zu Fuß, unter zum Teil unmenschlichen Unwegsamkeiten und zahlen für ihre Freiheit Geld an Schlepperbanden.
Jedoch ist es keineswegs die Flucht in die Freiheit. So werden die Flüchtlinge immer öfter gefangen genommen und von ihren Peinigern gefoltert, um von ihren ohnehin verarmten Familien Lösegeld zu erpressen.
Die Schmuggler gehören überwiegend der beduinischen Bevölkerungsmehrheit der Halbinsel (Sinai) an. Pro Opfer erpressen sie bis zu 40.000 US- Dollar. Schaffen es die Verwandten nicht, das Geld schnell genug aufzubringen, sterben viele Opfer an Hunger und Folter.
Den ägyptischen Regierungsbeamten sind diese Fälle mit hoher Wahrscheinlichkeit bekannt, denn auch CNN und der BBC haben schon über diese Vorfälle berichtet, unternommen wird allerdings nichts. Doch nicht genug der Qualen und Entbehrungen. Wenn es Flüchtlinge in die so heiß ersehnte Freiheit nach Israel geschafft haben, erwartet sie ein erneutes Martyrium. Der Staat Israel gibt diesen Menschen keine Chance und nennt sie sogar „Infiltranten“. Menschen, die alle Widrigkeiten der Flucht in Kauf genommen haben, für sich und ihre Angehörigen ein kleines Stück Glück und Frieden suchen, sind auch hier nur ein „Krebsgeschwür“, wie sich israelische Parlamentarier dazu äußern.
Hauptanziehungspunkt für die Flüchtlinge sind die Städte Tel Aviv, Eilat, Aschdod, Aschkelon und Arad.[…] Doch Israels Städte sind nicht darauf ausgerichtet, große Menschenmengen aufzunehmen. Immer öfter kommt es zu Auseinandersetzungen mit der lokalen Bevölkerung. Mehrere Tausend illegale Immigranten, die in Israel offiziell als „Infiltranten“ bezeichnet werden, sind in geschlossenen Lagern untergebracht. Ein neues Gesetz macht es den Behörden möglich, jeden ins Land kommenden Flüchtling für drei Jahre festzuhalten. Eine Haftanlage mit 10.000 Plätzen ist im Bau.[…] Regierungschef Benjamin Netanjahu fürchtet, dass „die Arbeitsimmigranten“ den jüdischen Charakter des Staates Israel bedrohen könnten.
Diesen Absatz muss man wohl zweimal lesen, um festzustellen, was hinter diesen Worten steckt. Mit Integrität und weltoffener Politik hat das längst nichts mehr zu tun. Mir stellt sich schon seit Jahren immer wieder die Frage, warum sich Israel immer vehementer nach innen wie außen verschließt. Außenpolitische Forderungen werden immer größer, siehe die vergangenen Lieferungen deutscher U-Boote und dem geforderten Mitspracherecht bezüglich europäischer Waffenlieferungen in die arabischen Emirate. Jedoch sind Pressefreiheit und Menschenrechte eher als Fußnoten im parlamentarischen Kalkül anzusehen. Im Bezug auf die Flüchtlinge wird auch gänzlich über die Genfer Konventionen (Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge) hinweggesehen. Mir stellt sich auch die Frage, ob eine friedliche Koexistenz der Kulturen und Völker vor den Toren Israels zu Ende ist. Den Charakter eines Staates hat die Welt in der Vergangenheit schon einmal erlebt und vor allem Israel sollte daraus gelernt haben.