Meine Begeisterung hält sich eher in Grenzen, denn die Scharmützel um den Bundespräsidenten Christian Wulff erinnern schon sehr an das wissenschaftliche und politische Debakel um Karl- Theodor zu Guttenberg. Aber auch die schleswig-holsteinische Landespolitik war nicht unschuldig an der Berg- und Talfahrt der politischen Mäzene. Wie aber steht das Geschenhene in Verbindung zu den Medien?
Immer wieder müssen sich Journalisten und Vertreter der Medien dem Vorwurf aussetzen, sie würden ihre durch die Verfassung verliehene „Macht“ des Art. 5 GG nur all zu sehr ausleben. True or False? In diesem Zusammenhang gibt es weder schwarz noch weiß, richtig oder falsch, denn was zählt sind Fakten. Hat der Journalist seine Hausaufgaben gemacht und entspricht seine Berichterstattung den journalistischen Grundsätzen?
Der Kampf des KT zu Guttenberg liegt vielen sicherlich noch in den Ohren, wie er glaubhaft zu versichern suchte, nicht an den Plagiatsvorwürfen schuldhaft beteiligt gewesen zu sein. Auffällig sind hierbei die Parallelen, die man in diesem Zusamenhang zur „BILD“ erkennt. Auch die Familie zu Guttenberg stand der Chefredaktion der Boulevardpresse sehr nahe. Aber ursächlich für den Angriff auf den Ex- Verteidigungsminister war nicht die Presse, sondern ein Wissenschaftler aus Bremen. Die „BILD“ spielte in diesem Konnex zunächst eine Nebenrolle. Noch am 20. Dezember 2010 berichtete die „BILD“ über den packenden Besuch des Ex- Ministers mit Johannes B.Kerner in Mazar-e-Sharif, stellte „erschütternde“ Berichte von Soldaten ins Rampenlicht- zu Guttenberg, die Lichtgestalt, die die Sorgen und Nöte der Soldaten scheinbar als einziger versteht.
Doch dauerte es nicht lange und der Besuch wurde durch die „Gorch Fock“- Tragödie überschattet und vermeintlich Verantwortliche wurden noch über Nacht durch das Ministerium entlassen. Halt! Entlassen wurde im Fall Wulff auch jemand– Olaf Glaeseker, ehemaliger Sprecher des Bundespräsidenten.
Und was war in Kiel passiert? Der zum Kronprinz auserkorene Christian von Boetticher „stolperte“ über die in der Presse bekannt gewordene „Lolita- Affäre“.
Hausgemacht, oder inszeniert?
Internen Kreisen zufolge hatte er gehen müssen, aber wer würde sich schwörend zur Teilnahme zu einem Sturz bekennen? Die Medien waren natürlich vor Ort, in allen genannten Fällen. Bei dem einen Protagonisten mehr, bei dem anderen eher weniger interessiert, aber JournalistInnen haben an ihren Hausaufgaben gearbeitet. Primär geht es um Aufklärung, Bündelung der Sachverhalte, Einordnung des Recherchierten. Auch in diesen Tagen überschlagen sich die Meldungen um das Staatsoberhaupt Christian Wulff.
Politisch noch im Kokon der Bundeskanzlerin, wird das berechtigte Interesse der Medien an Wulffs 500.000 Euro- Kredit immer stärker.
Auf Vocer schreibt Christoph Lütgert davon, dass eine Wende in die mediale Vernichtung führt. „Mit und wegen der „Bild“-Zeitung geht es für Bundespräsident Christian Wulff nun ganz nach unten. So ist es eben: Wer mit dem Teufel isst, muss einen langen Löffel haben. Wulffs war wohl irgendwie und irgendwann zu kurz.“
Aber auch Stephan Detjen, Chefredakteur des Deutschlandfunks äußert sich auf die Frage, ob durch die Nähe des Bundespräsidenten zu einem Chefredakteur journalistische Standarts außer Acht gelassen wurden: „Ich glaube, dass wir dazu im Moment nicht allzu viele Anhaltspunkte haben. Wie gesagt, das, was ich in den letzten Tagen an Berichterstattung auch in der „BILD“-Zeitung gesehen habe, war professionell, so wie wir überhaupt ersehen können, dass hier die Medien in dieser ganzen Affäre ihre Wächterrolle in der Demokratie durchaus professionell wahrgenommen haben.
Man muss noch mal daran erinnern, es hat einen Rechtsstreit gegeben, der vom „Spiegel“ ausgelöst worden ist, der bis hin vors Bundesverfassungsgericht getragen wurde, in dem es um die Frage ging, ob die Grundbücher über dieses Haus in Großburgwedel eingesehen werden dürfen, wo das Bundesverfassungsgericht am Ende festgestellt hat: Nein, da dürfen die Medien reinschauen, das ist keine Privatsache. Es hat eine intensive, natürlich in Teilen erregte Diskussionen gegeben, aber da, wo es um Investigation, da, wo es um Recherche geht, haben Medien hier professionell ihre Arbeit getan“.
Fazit: Hausaufgaben gemacht und die Macht an der richtigen Stelle ein- und angesetzt? Ich kann mich weder zu einem JA, noch zu einem NEIN durchringen. Die taktischen Eskapaden der genannten Politiker stehen außer Frage, die mediale Aufbereitung im Fokus. Am Ende wird der Rezipient entscheiden, in wieweit der ethische Zenit bei der Berichterstattung überschritten wurde. (eh)