Wie schon angekündigt, werde ich jetzt noch ein paar zusammenfassende Worte schreiben. Zunächst einmal sei noch erneut allen gedankt, die mich unterstützt haben und mich hier und auf Facebook bei meiner Recherchereise verfolgt haben. Am Anfang steht immer eine Idee. Dieser Idee konnte ich mit der Hilfe und Unterstützung vieler zu einem Teil finanzieren, denn hatte mir erneut in den Kopf gesetzt, nach Syrien zu gehen, um von dort aus zu berichten.
Der Anfang war gemacht und alles schien seinen geplanten Weg zu gehen. Bis hierher und leider nicht weiter! Es begann schon damit, dass ich keine eindeutigen Informationen aus der libanesischen Botschaft bekam, die mir nicht klar und eindeutig mitteilte, dass ich lediglich eine Drehgenehmigung im Libanon, aber keine Arbeitsgenehmigung benötige. In Beirut selbst begann dann der Marathon um diese besagte Genehmigung, die ich ja dann auch nach einigen Mühen und toller Unterstützung auch erhalten habe. Aber die tage bis dahin verliefen nicht so, wie es der ursprüngliche Plan vorsah. Auch der Anruf, die syrischen Kontakte würden dann endlich Verbindung mit mir aufnehmen, blieb erfolglos.
Hier muss ich allerdings sagen, dass es einem Europäer, ohne die verbindlichen und schützenden Kontakte in Syrien auf keinen Fall schafft, auf eigene Faust sicher zu recherchieren. Somit habe ich mich dann aus Sicherheitsgründen dazu entschlossen, dass Land hier nicht noch einmal illegal zu verlassen, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Die Geschichte, also der Film wird somit in Folge daraus bestehen, Beirut mit dem sich zunehmend verändernden Gesicht und einen Ausschnitt aus dem Leben der syrischen Flüchtlinge in einem libanesischen Camp zu zeigen. Aber bis dahin noch etwas Geduld. Bei den Dreharbeiten in Beirut selbst muss ich gestehen, habe ich mich beim Laufen nicht ganz so streng daran gehalten, welcher jetzt christlich und welcher durch die Hisbollah bewohnt wird. Dabei durfte ich dann eine nicht ganz so angenehme Erfahrung mit deren Vertretern machen. Ich kann in diesem Zusammenhang nur jedem raten, sich mit einer Dokumentation aus deren Bereich möglichst fern zu halten, um einem auch handgreiflichen Konflikt aus dem Weg zu gehen. Ich kann hier nur von Glück reden, dass meine Ausrüstung nicht „beschlagnahmt“, oder sogar zerstört wurde. Also hier der Rat an alle: Lasst das Filmen und Fotografieren dort!
Auf der Fahrt zu den Flüchtlingen muss man von Beirut aus über das Gebirge bis zu 1.400 Höhenmeter überwinden. Wer natürlich keine Jacke dabei hatte, muss ich jetzt hier nicht erwähnen. Nur soviel: Es war saukalt! Aber nur eine Stunde später glänzte die Sonne wieder am wolkenlosen Himmel und die fehlende Jacke war vergessen. Der Kontakt zu den Flüchtlingen ist auch nicht einfach mal „eben so“ hergestellt, daher bin ich auch sehr glücklich darüber, einen inzwischen guten Freund als Fahrer zu haben, der mir immer wieder eine Nachhilfe in Sachen Landeskunde und nicht zuletzt in den landestypischen Spezialitäten gibt. Egal wo wir uns befinden, er kennt immer jemanden vor Ort und der kann natürlich entweder kochen oder backen. Zu meinem Leid wird dann nicht gefragt, ob ich schon satt bin!
Bei den Flüchtlingen angekommen, musste ich grundsätzlich erst einmal all meine Ausrüstung im Auto lassen. Er hat den ersten Schritt gemacht, was ich auch jedem anderen Kollegen oder Kollegin warm ans Herz lege. Lasst zuerst die Menschen miteinander sprechen, die sich verstehen und vertrauen. In meinem Fall ist immer Misstrauen an erster Stelle, denn ein Mann mit einer Glatze und einer Tätowierung am Arm zeugt aus deren Sicht immer von einer Person des Geheimdienstes. Erfreulicherweise immer die der Amerikaner oder der Israelis, auf einen Deutschen kommen die irgendwie nie. Ja, es lädt zum Schmunzeln ein, ist es aber oftmals nicht. Sie leben dort in wirklich ärmlichen Verhältnissen, auch wenn die UN und andere NGO´s scheinbar Tag und Nacht versuchen das leid zu lindern. Es ist aber inzwischen aussichtslos und das kann ich an dieser Stelle aus eigener Sicht berichten. Sie sind sich inzwischen selbst überlassen, zumindest in den Camps, in denen die UN keine Projekte leitet. Viele von ihnen leben inzwischen schon seit einem Jahr in ihren provisorischen Hütten, leben auf dem nackten Boden.
Manche haben sich notdürftig aus Bretter ein Bett für die Kinder gebaut, damit diese in den Wintermonaten nicht auf dem kalten Lehmboden schlafen müssen. Alles in allem waren die Gespräche ernüchternd und ich habe mich dieses Mal auf das Filmen konzentriert, somit ist am Ende die Ausbeute der Fotos geringer als beim letzten Mal ausgefallen. Das Filmmaterial habe ich im übrigen schon via Internet an zwei Tagen versucht, auf den Server der Agentur hochzuladen. Es ist eben nicht Europa und erst recht nicht Deutschland, denn zum einen war es mir gestern ganz und gar nicht möglich ein funktionierendes, bzw. leistungsfähiges Internet zu finden. Die Kapazitätengrenze lag gestern bei sage und schreibe 0.5 KB/Sek! Heute habe ich es dann geschafft, nach über fünf zermürbenden Stunden das Material nach Deutschland zu übertragen. Nicht nur eine neue Erfahrung, es war in der Tat eine Herausforderung. Bald geht es wieder heimwärts, auch wieder über Paris nach Hamburg. Und ich hoffe, die Temperaturen werden mich dann nicht gleich erschlagen.