Der Krieg in Syrien tobt inzwischen schon seit mehr als zwei Jahren. Die internationale Staatengemeinschaft hatte bislang mit einem Auge weg geschaut und sich nur in Ausnahmefällen öffentlich mit Kritik am Regime Bashar al Assads gemeldet. Menschen flohen vor allem aus den umkämpften Metropolen wie Damaskus, Aleppo und Homs, um sich vor der Gefechten zwischen den Rebellen und Regierungstruppen in Sicherheit zu bringen. Viele von ihnen gingen über die türkische, aber auch über die libanesische Grenze. Die UN- Flüchtlingsorganisation UNHC hat in einigen grenznahen Gebieten Zeltlager für die tausenden Flüchtlinge errichtet. Allein im Libanon und Jordanien wurden bisher über 300.000 Flüchtlinge aufgenommen. Dabei ist der Strom derer, die das Land verlassen, seit 2013 um ein Vielfaches gestiegen.
Der Kampf um Syrien steigt täglich an und es gibt keine klaren Grenzen mehr. Viele Splittergruppen kämpfen mit den Rebellen und die libanesische Hisbollah an der Seite von Assads Regierungstruppen. Niemand kann im Augenblick klar trennen, wer an wessen Seite die Waffen erhebt. Sollte nun Amerika und der Rest des Westens in diesem Konflikt intervenieren, ist das Ende des Bürgerkrieges lange nicht absehbar. Zu groß sind die unterschiedlichen Interessen. Russland und der Iran halten an der Verbindung zu Syrien fest. Nicht zuletzt, weil es vor allem für Russland von strategischer Wichtigkeit ist. Es ist für den Osten der letzte verbliebene Zugang zum Mittelmeer im arabischen Raum. Der Westen kämpft ebenso um die letzte arabische Bastion, um seine Vorherrschaft im Nahen Osten zu festigen. Briten, Franzosen und vor allem die Amerikaner haben sich in der Türkei, Israel und dem Persichen Golf über die vergangenen Jahrzehnte eine feste Basis geschaffen.
Al Kaida, die al- Nusra Front, die Muslimbrüderschaft, Kurden, die Hisbollah und einige andere militante Splittergruppen religiöser Parteien kämpfen mit und gegen das Regime von Bashar al Assad. Der Westen spricht dabei zum Beispiel von einer aktiven Unterstützung durch den Libanon, unterscheidet aber nicht, dass es sich dabei um die schiitische Miliz und demokratische Opposition im libanesischen Parlament handelt. Israel hat in den vergangenen Tagen wieder einmal Luftangriffe im Libanon geflogen, wobei mehrere Menschen getötet und verletzt wurden. Der Süden Beiruts und die Stadt Sidon waren hierbei das Ziel der Angriffe. Sollte Amerika wie durch Präsident Obama angekündigt letztlich Syrien angreifen und bombardieren, so wird es sich Israel nicht nehmen lassen, in diesen Krieg einzusteigen, um die Hisbollah- Miliz zu schwächen.
Der Konflikt, der bislang, so schrecklich es auch ist, nur in Syrien tobt, wird sich dann in einem Ausmaß darstellen, dessen man sich im Augenblick nicht im Klaren ist. Der Iran hat sich zum Thema sehr bedeckt gehalten, ist aber nach wie vor ein starker Partner Syriens. Wie wird Russland auf eine Intervention des Westens reagieren? Der Westen, vor allem Amerika, versucht jetzt an der Seite von Al Kaida und al Nusra gegen das Assad- Regime zu kämpfen. Man gewinnt dabei schnell den Eindruck, dass es bei der Intervention nicht um einen humanitären Gedanken geht, viel mehr um die strategische Vorherrschaft im arabischen Raum.Aber zu welchem Preis? Zu offensichtlich sind die Interessen des Westens und Israels. Die Diskussion um den Einsatz von Chemiewaffen rückt zudem immer stärker in den Vordergrund. Obwohl man schon viel früher hätte einschreiten können, wurde viel zu lange weg geschaut. Warum?
Der Iran spricht unterdessen von der Lenkung westlicher Interessen und dem gesteuerten Einsatz von Chemiewaffen. Schon George W. Bush rechtfertigte einen militärischen Einsatz im Irak damit, dass der ehemalige Diktator Hussein über Chemiewaffen verfüge. Vieles, was jüngst ans Tageslicht kommt, widerspricht sich oder ist sehr eindeutig für ein strategisches Interesse Amerikas. Aber anstatt militärisch einzugreifen, sollte der Westen stärker über eine humanitäre Hilfe nachdenken und den Menschen zu helfen, die mittellos oder zu schwach sind, um sich vor dem Krieg zu retten.