Die Seefahrt wird von vielen Menschen mit Abenteuer, Entdeckungen, dem Kampf mit den Gewalten in Verbindung gebracht. Vor allem Segelschiffe besitzen heute noch diesen ungebrochenen Mythos. Und mit Segelschiffen verbindet man doch auch Schätze, die ihre starke Wirkung bis heute nicht verloren haben. Das Segelschulschiff der Bundeswehr hatte ihren ganz eigenen Schatz, Norbert Schatz. Ein auf den ersten Blick sehr sympathischer Mann, Jahrgang 1957, verheiratet, zwei Kinder, am Bodensee geboren.
Bis zum Januar 2011 hatte er seinen Wohnort Neuenburg bei Wilhelmshaven nicht so oft gesehen, war er bis zur Abberufung durch den geschiedenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf der „Magellan-Straße“ mit der „Gorch-Fock“ unterwegs. Norbert Schatz ist ein alter Seebär, er hat berufliche Erfahrungen in verschiedenen Verwendungen, wie zum Beispiel als erster Offizier und Decksoffizier auf der „Gorch-Fock“, Inspektionschef an der Marineküstendienstschule in Glücksstadt, Kommandant der Fregatte BAYERN, als Offizier im Taktikzentrum der Marineoperationsschule in Bremerhaven und als Offizier in verschiedenen Verwendungen auf den Fregatten EMDEN und LÜBECK. Er wurde nicht zuletzt auf Grund seiner Qualifikationen 2006 zum Kommandanten des Segelschulschiffes ernannt, wurde er bislang überall auch als Mensch geschätzt.
Man könnte meinen, es handelt sich hier um eine mustergültige Offizierskarriere bei der Bundeswehr und Norbert K. Schatz sitzt mit einem breiten Grinsen in seinem Kommandantenstuhl. Weit gefehlt! Am 07.November 2010 bekam seine Karriere Risse und seine Personalakte Flecken. Eine Kadettin, Sarah Lena Seele, 25 Jahre jung, stürzte aus 27 Metern aus der Takelage auf das Schiffsdeck in den Tod. Vorwürfe wurden gegen ihn laut, sein Verhalten gegenüber der Besatzung soll sich nicht in einem angemessenen Rahmen bewegt haben. Viele Vorwürfe wurden gegen ihn erhoben, so dass das Verteidigungsministerium unter Leitung des ehemaligen Verteidigungsminister zu Guttenberg eine sofortige Abberufung von Norbert Schatz aussprach. Wie ich finde, eine nach der Guttenberg´schen Manier zu voreilige Entscheidung. Eine Untersuchungskommission ging noch in Südamerika an Bord des Schiffes, um Vorwürfen gegen den vorerst suspendierten Kommandanten nachzugehen.
Schatz soll Matrosen nach dem tödlichen Unglück dazu gezwungen haben, gegen ihren Willen wieder in die Takelage zu steigen, ihnen soll das Trauern um ihre Kameradin nicht leicht gemacht haben. Ein beliebter Vorgesetzter als Tyrann? Kaum vorstellbar, denn viele seiner ehemaligen Untergebenen haben ihn als warmherzigen, umgänglichen und freundlichen Vorgesetzten geschildert. Nach der Order aus Berlin, das Schiff solle unverzüglich die Heimreise antreten, wurde in Emails von der Schiffsbesatzung darum gebeten, Schatz solle als Kommandant bleiben. Für den Außenstehenden war es ein Chaos und Verwirrspiel. Ein „Bauernopfer“ der Berliner Politik, vor allem der Verteidigungspolitik von zu Guttenberg? Inzwischen haben sich nach dem Auswerten des Untersuchungsberichtes die Vorwürfe der sexuellen Nötigung, von Schikane und Alkoholexzesse an Bord als haltlos erwiesen. CDU und SPD wollen den Kapitän zu See Norbert K. Schatz rehabilitieren, zu Recht sage ich dazu!
Zu wünschen bleibt ihm, dass es der breiten Öffentlichkeit bekannt gegeben wird, aber was wird dann aus dem ehemaligen Kommandanten der „Gorch Fock“, der dieses Kommando für sich als das „non Plus Ultra“ bezeichnete? Was ist ein Kommandant ohne Schiff? Er wird sich neuen Aufgaben widmen müssen, für ihn ging ein Traum als Trauma zu Ende. (eh)