„Mareike Aden arbeitet seit fünf Jahren als freie Korrespondentin in Russland und der Ukraine. Sie sieht bei den Protesten in Kiew auch Journalisten in Gefahr. Seit Anfang Dezember beobachtete Aden die teils blutigen Auseinandersetzungen Kiew, nun ist sie nach Moskau zurückgekehrt. Sie erklärt die Gefährdungen der Journalisten in Kiew und wie die russische Presse über den Konflikt berichtet.“ So definiert es am 27. Januar 2014 der Deutschlandfunk in ihrem Onlineportal. Seit den vergangenen Jahren hat Reporter ohne Grenzen unzählige Taten gegen Journalisten, Fotografen und andere Medienbedienstete dokumentiert.
Dazu verzeichnet der gemeinnützige Verein Reporter ohne Grenzen seit dem Jahr 2002 insgesamt 769 getötete Journalisten. Alarmierende Zahlen, denkt man an den stetig wachsenden Content der Auslandsberichterstattung. Dies allein ist vielleicht nicht zuletzt den wachsenden Anforderungen an die Reporter, aber auch dem wachsenden Druck der Branche durch Honorarsenkungen und Budgetkürzungen geschuldet. Diese Entwicklung unterliegt nicht zuletzt wirtschaftlichen Zwängen, die sich massiv auf die Qualität der Berichterstattung und auf die Art und Weise der Recherchen in einem Krisen- oder Kriegsgebiet auswirkt. Nach Ansicht von Dieter Prinz, Berufsgenossenschaft BG ETEM, ist die Ausbildung von JournalistenInnen im Bereich der Krisen- und Kriegsberichterstattung im allgemeinen schlechter geworden. Auch er stützt sich auf die sich immer stärker wandelnde Branche und vor allem der daraus resultierenden wirtschaftlichen Situation von freien Journalisten. Eine und damit auch einzige Alternative für die Aus- und Weiterbildung von JournalistenInnen in diesem Bereich bietet das UN -Ausbildungszentrum im fränkischen Hammelburg. Es ist Teil in der Infanterieschule der Bundeswehr und wurde im Oktober 1999 in den Dienst genommen. Die Ausbildung der Journalisten dort am Ausbildungszentrum wurde in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft BG ETEM gestaltet und nennt sich „Schutz und Verhalten in Krisenregionen“. Dieses Handlungstraining gliedert sich in vier Abschnitte und kann, je nach Wunsch bis an gewisse Grenzen variabel verändert werden:
• „Verhalten in besonders belastenden Situationen“ (ehemals Geiselnahme/ -haft)
• „Handlungstraining bei komplexen Lagen mit dem Schwerpunkt sanitätsdienstliche Unterstützung“;
• „Verhalten bei unterschiedlichen Bedrohungslagen“, Einsatz von Schusswaffen und Sprengmitteln zur Sensibilisierung und Erkennung von Gefahren;
• „Verhalten unter Kampfmittelbedrohung“- Erkennen und Handeln mit dem Schwerpunkt der Counter- Improvised Explosive Device (C-IED).
Nach Angaben der Berufsgenossenschaft ist das Ziel der Ausbildung, eine Hilfestellung bei der Arbeit in schwierigen Regionen zu geben. Grundlegende Kenntnisse des Selbstschutzes und der Gefahrenvermeidung, sowie die sanitätsdienstliche Ausbildung und Stressverarbeitung sollen hierbei den Schwerpunkt bilden. Primär ist jeder Journalist dafür selbst verantwortlich, sich auch im Zusammenhang mit den Aufenthalten im Ausland eigenverantwortlich aus- und weiterzubilden. Redaktionell gibt es Ansätze, die maßgeblich sein sollten, um das Risiko einer Verletzung, Verwundung, Inhaftierung o.ä. vorzubeugen. Die Deutsche Welle, mit Sitz in Bonn, hat seit der Tötung der freien Journalistin Karen Fischer und dem Techniker Christian Struwe in Afghanistan einen besonderen Weg eingeschlagen.
Dann hat die Deutsche Welle ziemlich lange gebraucht, sich vernünftig zu positionieren und Stellung zu beziehen. Das hat meines Erachtens einen relativ großen Imageverlust nach außen bedeutet und einen Vertrauensverlust nach innen.
Intern wurden inzwischen Regelungen getroffen, die zunächst einmal eine offizielle Akkreditierung für die freie Arbeit der Sendeanstalt vorsieht. Sollte das Gefahrenpotential für das Gebiet, in dem der Journalist recherchieren möchte, zu groß sein, wird sein Antrag durch den verantwortlichen Security Officer abgelehnt. Innerhalb der Deutschen Welle wird erst nach einer Ausbildung entschieden, ob der Journalist in ein krisen- oder kriegsgeschütteltes Land reisen kann. An dieser Stelle wird primär das UN- Ausbildungszentrum genutzt und sollten die dortigen Kapazitäten nicht genügen, so wird auf eigene Ressourcen zurückgegriffen. In diesem Fall werden z.B. Ausbilder der Polizei engagiert, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein knapp zweitägiges Ausbildungsprogramm für die Journalisten durchführen, die zukünftig in ein Krisengebiet gehen sollen. Viersbach, der Security Officer der Deutschen Welle fügt noch hinzu, dass ein solcher Vorfall wie in Afghanistan, als die beiden zu Tode gekommen sind, wird es nicht mehr geben. „Denn wenn Leute für uns tätig sind, dann sind die auch in unserem Auftrag unterwegs, sowohl Feste als auch Freie.“ Allerdings sind diese Maßnahmen nicht abschließend alles, was sich ein Journalist im Vorfeld seiner Reise an Vorbereitungen überlegen muss. Noch eine Vielzahl weiterer Aspekte muss hier betrachtet werden, wenn es sich um eine Reiseplanung und Prävention handelt. Maßnahmen wie der Abschluss einer Zusatzversicherung für reale Risiken im Kriegsgebiet, die Ausstattung mit spezieller Bekleidung, Mobilfunk oder sogar Satellitentechnik 75 sind ebenso von großem Vorteil. Allerdings werden einige der genannten Faktoren aus Kostengründen eingespart. Das führt dazu, dass die Einstellung vieler Reporter zu den Sicherheitsmaßnahmen ihrer Redaktion eher gespalten ist und sie ihre Unzufriedenheit darüber äußern. Vor allem freien Journalisten fällt es schwer, die hohen Zusatzprämien der Versicherungen für Invalidität oder Tod zu zahlen. Nicht wenige Reporter legen sich ein eigenes Portfolio an Ausrüstung und Zusatzausstattung für ihre Arbeit an. Peter Hille sagt aus eigener Erfahrung dazu:
Dadurch, dass ich eben auch auf einem Fahrrad durch Afrika gefahren bin, hatte ich auch entsprechend ein Equipment privat: Solarpanel, Wasseraufbereitungstabletten und solche Sachen, die man vielleicht auch in einem Krisengebiet oder einem Katastrophengebiet mal ganz gut brauchen könnte.
Hinzu kommen aber auch elementare Dinge wie sprachliche und landeskundige Kompetenzen, sowie ein vertrauensvolles und funktionierendes Netzwerk an Stringern und Fixern im jeweiligen Land. Aber auch das Reisebudget sollte so kalkuliert werden, dass eine Aufenthaltsverlängerung oder Reiseänderung jederzeit möglich ist.
Hinzu kommen aber auch elementare Dinge wie sprachliche und landeskundige Kompetenzen, sowie ein vertrauensvolles und funktionierendes Netzwerk an Stringern und Fixern im jeweiligen Land. Aber auch das Reisebudget sollte so kalkuliert werden, dass eine Aufenthaltsverlängerung oder Reiseänderung jederzeit möglich ist. (Mükke, Lutz 2008)
Nach Ansicht von Mücke neigen selbst „einflussreiche Leitmedien“ dazu, Abstriche bei den Kompetenzen um Regionalwissen, Fremdsprachen und Auslandserfahrung zu machen, um unerfahrene Kollegen ins Ausland zu entsenden. Aber auch bürokratische Hürden müssen bedacht und gemeistert werden. Akkreditierungen, Arbeits- und spezielle Dreh- oder Fotografiergenehmigungen müssen beantragt und ggf. bezahlt werden. Mit einer gewissen bürokratischen Willkür in bestimmten Ländern muss daher immer gerechnet werden. Sprachliche und vor allem landeskundliche und kulturelle Barrieren gehören zu den wesentlichen Punkten der Vorbereitung einer Reise.
(Auszug aus der wissenschaftlichen Arbeit zum Thema: „Normative Anforderungen bei der Ausbildung von Journalisten in der Krisen- und Kriegsberichterstattung“ von Enno Heidtmann 2014)